Von mir bekäme Frau Merkel eine 4-. Intelligent ist sie ganz sicher. Das ist nicht das Problem. Sie hat eine kluge, wenn auch ungewöhnliche Strategie, sich mögliche Konkurrenz vom Leibe zu halten. Sehr typisch war ihr Verhalten beim Vorpreschen der SPD im Wahlkampf in der Sache mit der gleichgeschlechtlichen Ehe. Sie lässt die öffentliche Inszenierung dieses ideologischen Gedönsthemas komplett an sich abperlen, lässt die Abstimmung im Bundestag zu und stimmt still dagegen, so, dass es das eigene Lager auch mitbekommt. Ihr ist bewusst, dass dieses Thema am Ende eh nur ein Kreisklassenthema ist und es sich nicht lohnt, es sich von den Gedönslinken als Grundsatzfrage ins Zentrum des Wahlkampfs setzen zu lassen. So, wie sie dieses Thema abwickelte, dürfte es eher den linken Initiatoren Stimmen gekostet haben. Auch wenn sie dadurch im konservativen bis rechten Lager ein bisschen Grummeln auslöste, ging ihre Strategie auf, sich vom Konkurrenten um die Kanzlerschaft nicht die Wahlkampfthemen diktieren zu lassen. Dass die Bekleidung ihres Amts auch persönliche Eitelkeiten bei ihr berührt, das würde ich ihr speziell nicht zum Vorwurf machen. Das ging(e) anderen Kanzlern nicht anders. Als Frau Merkel ihre Entscheidung traf, noch mal als Kanzlerkandidatin anzutreten, war kein klarer Nachfolger erkennbar. Die Wahl im Saarland mit dem hohen Sieg der CDU kam erst nach ihrer Entscheidung. Frau Merkel war deshalb erst im Frühjahr 2017 klar, wer ihre Nachfolgerin wird und dass AKK vermutlich auch innerhalb der Union gute Chancen auf eine Mehrheit haben würde.
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