#126

RE: Zitate und ihre Wirkungen

in Allgemeines 18.01.2012 12:12
von Maga-neu | 35.109 Beiträge


Zitat von: Swann
18.01.2012 11:09 #101624


Für mich ist Wulff der Neo-Spiesser schlechthin: ein bisschen Seitenscheitel, ein bisschen Busssi-Bussi. Ein bisschen Klinkerhäuschen, ein bisschen Patchwork-Pappi. Ein bisschen christlicher Wertekanon, ein bisschen Multi-Kulti-Understatement. Kurz: ein Mann ohne Statur und Profil, der überall problemlos als idealer Schwiegersohn durchgeht.

CW - vielleicht der "Mann ohne Eigenschaften". Auf jeden Fall ein Mann ohne Statur. Natürlich kann man die Haltung der Presse kritisieren, aber ein Präsident, der an das Mitleid der Bürger appelliert, ist mehr als peinlich...



Zitat von: BerSie
18.01.2012 11:22 #101629

Fleischhauer erfüllt beim SPIEGEL die Aufgabe des Prügelknaben. Joffe bei der Zeit. Joffe hat eine andere Taktik. leitgedanke: Wulff ist wie "Wir". also auf das Ausnutzen jedes kleinen Vorteils bedachte Lebensführung. Ethik spielt keine Rolle - nur sollte man sich einigermaßen an Gesetze halten, weil es sonst mal Konsequenzen haben könnte... feige sind diese Wulff-Guttenberg-Typen also auch noch!
"Der Präsident ist weder Nixon noch Macbeth. Er ist wie wir.
...
Nixon war ein großer Schurke, der ein Staatsverbrechen begangen hatte. Wir haben keinen Macbeth, nur den kleinen bösen Wulff wie aus Micky Maus , den wir nicht mit dem Dolch in der Pfote, sondern mit dem Zinsvorteil im Maul erwischt haben – und mit Halbwahrheiten. »Spart am Werk nicht Fleiß noch Mühe«, singen sie bei Macbeth. Können wir Wulff keinen Gesetzesbruch nachweisen, müssen wir seine Moral, Wahrhaftigkeit oder Amtseignung anzweifeln. Seine Entschuldigungen nehmen wir nicht an. Denn wir können ihm nicht verzeihen, dass er so ist wie wir.
http://www.zeit.de/2012/03/P-Zeitgeist
Sagt eigentlich mehr über Joffe aus als über Wulff!
Nun ja, vielleicht haben die Deutschen ja den Präsidenten, den sie verdienen... Dann hätte Joffe nicht unrecht...


nach oben springen

#127

RE: Zitate und ihre Wirkungen

in Allgemeines 18.01.2012 12:29
von BerSie | 3.932 Beiträge

@maga,
also wie Italien!:)
Wobei man daran zweifeln kann, ob es sich bei Italien tatsächlich noch um ein "Staatswesen" - wie wir es verstehen - handelt!? Interessant natürlich auch die Rolle der katholischen Kirche bei der Transformation einer Feudalgesellschaft in den Mafiastaat des Raubtierkapitalismus. Da schaut man mit dem Fernglas auf die Missstände in fernen, arabischen Ländern, bemerkt aber selbst nicht, dass man bis zur Brust im Treibsand steht. Genau das ist nämlich das Bockstette-Prinzip, das ich im Syrien-Strang versucht habe zu verdeutlichen!

Interessante Doku - gestern auf arte!

http://www.youtube.com/watch?v=Rdh885HcjAI



zuletzt bearbeitet 18.01.2012 12:39 | nach oben springen

#128

RE: Zitate und ihre Wirkungen

in Allgemeines 18.01.2012 12:48
von Maga-neu | 35.109 Beiträge


Zitat von: BerSie
18.01.2012 12:29 #101650
@maga,
also wie Italien!:)
Wobei man daran zweifeln kann, ob es sich bei Italien tatsächlich noch um ein "Staatswesen" - wie wir es verstehen - handelt!? Interessant natürlich auch die Rolle der katholischen Kirche bei der Transformation einer Feudalgesellschaft in den Mafiastaat des Raubtierkapitalismus. Da schaut man mit dem Fernglas auf die Missstände in fernen, arabischen Ländern, bemerkt aber selbst nicht, dass man bis zur Brust im Treibsand steht. Genau das ist nämlich das Bockstette-Prinzip, das ich im Syrien-Strang versucht habe zu verdeutlichen!

Interessante Doku - gestern auf arte!

http://www.youtube.com/watch?v=Rdh885HcjAI



Yepp, wie in Italien... :-) Allerdings stehen Männer wie Monti oder Ciampi ebenso für Italien wie der Berlusca...

"Transformation einer Feudalgesellschaft in den Mafiastaat des Raubtierkapitalismus" - klingt gut, ist aber falsch. Raubtierkapitalismus ist nicht das Markenzeichen Italiens - eher klientelare "Klüngel"wirtschaft. Wäre es der Raubtierkapitalismus, würde das Land in puncto Wettbewerbsfähigkeit nicht auf einer Stufe mit Albanien (!) stehen... Und die Kirche ist deshalb so stark, weil der Staat so schwach ist... Sie übernimmt Funktionen, die der Staat nicht wahrnimmt...

Enrichissez-vous.
Silvio Berlusconi an seine Gefolgsleute.



zuletzt bearbeitet 18.01.2012 12:52 | nach oben springen

#129

RE: Zitate und ihre Wirkungen

in Allgemeines 18.01.2012 12:57
von BerSie | 3.932 Beiträge


Zitat von: Maga-neu
18.01.2012 12:48 #101656



Yepp, wie in Italien... :-) Allerdings stehen Männer wie Monti oder Ciampi ebenso für Italien wie der Berlusca...

"Transformation einer Feudalgesellschaft in den Mafiastaat des Raubtierkapitalismus" - klingt gut, ist aber falsch. Raubtierkapitalismus ist nicht das Markenzeichen Italiens - eher klientelare "Klüngel"wirtschaft. Wäre es der Raubtierkapitalismus, würde das Land in puncto Wettbewerbsfähigkeit nicht auf einer Stufe mit Albanien (!) stehen... Und die Kirche ist deshalb so stark, weil der Staat so schwach ist... Sie übernimmt Funktionen, die der Staat nicht wahrnimmt...

Enrichissez-vous.
Silvio Berlusconi an seine Gefolgsleute.



Die rein raubtierkapitalistischen Gebiete sind natürlich vorwiegend die Gegenden Kalabrien, Sizilien oder auch Neapel, in denen die Mafia, N´drangetta, Camorra das Sagen hat! Die haben das Land verwüstet - und ausgepresst. Interessante Doku - erwähnte ich ja schon. Da erscheinen die Verhältnisse in Libyen eher "relativ" geordnet!:-)



nach oben springen

#130

RE: Zitate und ihre Wirkungen

in Allgemeines 18.01.2012 13:02
von BerSie | 3.932 Beiträge

In Europa konnte sich der Feudalismus nur in den erzkatholischen Gebieten - wie Andalusien und Sizilien, dass ja mal wasser- und waldreich war, und in die Kornkammer des Röm. Reiches - bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts halten!



nach oben springen

#131

RE: Zitate und ihre Wirkungen

in Allgemeines 18.01.2012 15:18
von primatologe | 8.476 Beiträge


Zitat von: Swann
18.01.2012 11:09 #101624


Für mich ist Wulff der Neo-Spiesser schlechthin: ein bisschen Seitenscheitel, ein bisschen Busssi-Bussi. Ein bisschen Klinkerhäuschen, ein bisschen Patchwork-Pappi. Ein bisschen christlicher Wertekanon, ein bisschen Multi-Kulti-Understatement. Kurz: ein Mann ohne Statur und Profil, der überall problemlos als idealer Schwiegersohn durchgeht.

Aber das wusste die Welt ja schon vor seiner Wahl. Es wäre ein Grund gewesen, ihn nicht zu wählen. Ein Grund, ihn jetzt zum Rücktritt zu nötigen darf es - auch für die Medien - nicht sein.


Ich wollte sowas ähnliches schon mal schreiben.
Ich finde der hat kein Gesicht, man kann keinen Charakter erkennen.


nach oben springen

#132

RE: Zitate und ihre Wirkungen

in Allgemeines 18.01.2012 15:25
von BerSie | 3.932 Beiträge


Zitat von: Maga-neu
18.01.2012 12:48 #101656



Yepp, wie in Italien... :-) Allerdings stehen Männer wie Monti oder Ciampi ebenso für Italien wie der Berlusca...

und Francesco Schettino, der Kapitän des havarierten Kreuzfahrtschiffs!
"Ich wollte nicht abhauen, sondern habe Passagieren geholfen, ein Rettungsboot ins Wasser zu lassen." Als der Absenkmechanismus blockierte, plötzlich aber wieder ansprang, "bin ich gestrauchelt und lag plötzlich zusammen mit den Passagieren im Boot".
Das Buch über italienische Helden bleibt ungeschrieben!:-)
http://www.ftd.de/politik/europa/:havari...n/60156169.html



zuletzt bearbeitet 18.01.2012 15:26 | nach oben springen

#133

RE: Zitate und ihre Wirkungen

in Allgemeines 18.01.2012 15:27
von Hans Bergman | 23.327 Beiträge


Zitat von: BerSie
18.01.2012 15:25 #101707

und Francesco Schettino, der Kapitän des havarierten Kreuzfahrtschiffs!
"Ich wollte nicht abhauen, sondern habe Passagieren geholfen, ein Rettungsboot ins Wasser zu lassen." Als der Absenkmechanismus blockierte, plötzlich aber wieder ansprang, "bin ich gestrauchelt und lag plötzlich zusammen mit den Passagieren im Boot".
Das Buch über italienische Helden bleibt ungeschrieben!:-)
http://www.ftd.de/politik/europa/:havari...n/60156169.html

In Frankreich wird sogar einer als Held verehrt, der eine ganze Armee im Stich gelassen hat.


nach oben springen

#134

RE: Zitate und ihre Wirkungen

in Allgemeines 18.01.2012 15:32
von BerSie | 3.932 Beiträge


Zitat von: Hans Bergman
18.01.2012 15:27 #101708

In Frankreich wird sogar einer als Held verehrt, der eine ganze Armee im Stich gelassen hat.

War auch verdammt kalt! Der wollte sich doch nur warme Unterwäsche aus Paris holen!



nach oben springen

#135

RE: Zitate und ihre Wirkungen

in Allgemeines 18.01.2012 23:03
von Maga-neu | 35.109 Beiträge


Zitat von: BerSie
18.01.2012 13:02 #101661
In Europa konnte sich der Feudalismus nur in den erzkatholischen Gebieten - wie Andalusien und Sizilien, dass ja mal wasser- und waldreich war, und in die Kornkammer des Röm. Reiches - bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts halten!

1. Was ist für dich Feudalismus?
2. Wie kommst du zu dieser Aussage - von antikatholischen Bauchgefühlen einmal abgesehen?


nach oben springen

#136

RE: Zitate und ihre Wirkungen

in Allgemeines 18.01.2012 23:06
von Maga-neu | 35.109 Beiträge


Zitat von: BerSie
18.01.2012 15:25 #101707

und Francesco Schettino, der Kapitän des havarierten Kreuzfahrtschiffs!
"Ich wollte nicht abhauen, sondern habe Passagieren geholfen, ein Rettungsboot ins Wasser zu lassen." Als der Absenkmechanismus blockierte, plötzlich aber wieder ansprang, "bin ich gestrauchelt und lag plötzlich zusammen mit den Passagieren im Boot".
Das Buch über italienische Helden bleibt ungeschrieben!:-)
http://www.ftd.de/politik/europa/:havari...n/60156169.html

Nein, die Rettungstaucher, die unter Lebensgefahr nach Passagieren suchen, sind auch Italiener. In jedem Land gibt es Mutige, weniger Mutige und ganz Feige.


nach oben springen

#137

RE: Zitate und ihre Wirkungen

in Allgemeines 19.01.2012 00:35
von Lea S.
avatar


Zitat von: Maga-neu
18.01.2012 23:06 #101772

Nein, die Rettungstaucher, die unter Lebensgefahr nach Passagieren suchen, sind auch Italiener. In jedem Land gibt es Mutige, weniger Mutige und ganz Feige.

Diesen Rettungstauchern gehört in diesen Tagen die ganze Achtung Europas.


nach oben springen

#138

RE: Zitate und ihre Wirkungen

in Allgemeines 19.01.2012 07:42
von Hans Bergman | 23.327 Beiträge


Zitat von: Lea S.
19.01.2012 00:35 #101781

Diesen Rettungstauchern gehört in diesen Tagen die ganze Achtung Europas.

Darunter ist natürlich auch einer, der zu feige ist, zu sagen, ich habe Angst, das mache ich nicht.



zuletzt bearbeitet 19.01.2012 07:46 | nach oben springen

#139

RE: Zitate und ihre Wirkungen

in Allgemeines 19.01.2012 10:07
von BerSie | 3.932 Beiträge


Zitat von: Maga-neu
18.01.2012 23:03 #101771

1. Was ist für dich Feudalismus?
2. Wie kommst du zu dieser Aussage - von antikatholischen Bauchgefühlen einmal abgesehen?


Ergäbe sich aus den Dokumentationen "Mörderische Gesellschaften", die kürzlich auf arte kamen - und die ich verlinkt hatte.
Egal, muss nicht jeden interessieren... passt sowieso nicht in den Strang!



nach oben springen

#140

RE: Zitate und ihre Wirkungen

in Allgemeines 19.01.2012 11:24
von Maga-neu | 35.109 Beiträge


Zitat von: Hans Bergman
19.01.2012 07:42 #101788

Darunter ist natürlich auch einer, der zu feige ist, zu sagen, ich habe Angst, das mache ich nicht.

Ja, Schettino gehört ohne Zweifel zu den Feiglingen. Maledetto vigliacco.



Zitat von: BerSie
19.01.2012 10:07 #101792


Ergäbe sich aus den Dokumentationen "Mörderische Gesellschaften", die kürzlich auf arte kamen - und die ich verlinkt hatte.
Egal, muss nicht jeden interessieren... passt sowieso nicht in den Strang!
Kann ich mich nicht erinnern, habe ich vielleicht auch nicht gelesen. Feudalismus ist ein schwer greifbarer Begriff. Wenn es um die Abschaffung der Leibeigenschaft geht, ist die Aussage jedenfalls falsch.


nach oben springen

#141

RE: Zitate und ihre Wirkungen

in Allgemeines 19.01.2012 11:36
von BerSie | 3.932 Beiträge

Schlüsselfiguren bei der Entstehung der Mafia sollen die die sogenannten "Gabelloti" gewesen sein! Weiß nicht, ob es dafür eine deutsche Entsprechung gibt. Gutsverwalter, vielleicht?



nach oben springen

#142

RE: Zitate und ihre Wirkungen

in Allgemeines 19.01.2012 11:48
von Maga-neu | 35.109 Beiträge


Zitat von: BerSie
19.01.2012 11:36 #101803
Schlüsselfiguren bei der Entstehung der Mafia sollen die die sogenannten "Gabelloti" gewesen sein! Weiß nicht, ob es dafür eine deutsche Entsprechung gibt. Gutsverwalter, vielleicht?

Eher Großpächter: Eine Art Zwischenstufe zwischen Latifondisti und den armen Pächtern.

BerSie: Nordfrankreich, besonders die Bretagne, war katholisch, Österreich und Bayern waren katholisch, Irland war katholisch, Polen war katholisch, Sizilien und Spanien waren katholisch. Das Katholische erklärt nichts, was hierbei von Relevanz wäre.


nach oben springen

#143

RE: Zitate und ihre Wirkungen

in Allgemeines 19.01.2012 11:55
von BerSie | 3.932 Beiträge


Zitat von: Maga-neu
19.01.2012 11:48 #101809

Eher Großpächter: Eine Art Zwischenstufe zwischen Latifondisti und den armen Pächtern.

BerSie: Nordfrankreich, besonders die Bretagne, war katholisch, Österreich und Bayern waren katholisch, Irland war katholisch, Polen war katholisch, Sizilien und Spanien waren katholisch. Das Katholische erklärt nichts, was hierbei von Relevanz wäre.

Aber es sind ja die Historiker, die das Thema in der Doku erforscht haben, und diesen Zusammenhang herstellen!
Die Entstehung (Schöpfungslegende) von N´drengetha, Camorra, Mafia von drei spanischen Rittern - die Rituale...
Bis ins letzte Jahrzehnt wurden diese Verbrecher von der Kirche auffallend wenig kritisiert.
Initiatonsrituale finden an kirchlichen Feiertagen statt usw.



nach oben springen

#144

RE: Zitate und ihre Wirkungen

in Allgemeines 19.01.2012 12:00
von Maga-neu | 35.109 Beiträge


Zitat von: BerSie
19.01.2012 11:55 #101810

Aber es sind ja die Historiker, die das Thema in der Doku erforscht haben, und diesen Zusammenhang herstellen!
Die Entstehung (Schöpfungslegende) von N´drengetha, Camorra, Mafia von drei spanischen Rittern - die Rituale...
Bis ins letzte Jahrzehnt wurden diese Verbrecher von der Kirche auffallend wenig kritisiert.
Initiatonsrituale finden an kirchlichen Feiertagen statt usw.

Das besagt nichts. Man muss sich die Mafia wie einen bösartigen Tumor vorstellen, der den Körper der Gesellschaft, des (rudimentär vorhandenen) Staates und auch der Kirche befällt. In Politik und Kirche gab es und gibt es Kräfte, die mit der Mafia zusammenarbeite(te)n oder selbst mafios waren bzw. sind, wie auch Gegner der Mafia.



zuletzt bearbeitet 19.01.2012 12:02 | nach oben springen

#145

RE: Zitate und ihre Wirkungen

in Allgemeines 19.01.2012 12:25
von BerSie | 3.932 Beiträge


Zitat von: Maga-neu
19.01.2012 12:00 #101812

Das besagt nichts. Man muss sich die Mafia wie einen bösartigen Tumor vorstellen, der den Körper der Gesellschaft, des (rudimentär vorhandenen) Staates und auch der Kirche befällt. In Politik und Kirche gab es und gibt es Kräfte, die mit der Mafia zusammenarbeite(te)n oder selbst mafios waren bzw. sind, wie auch Gegner der Mafia.


Was mich an der Mafia so fasziniert, ist die Struktur. Knüppelhart hierarchisch - keine moralisch-ethischen Beschränkungen - voll auf Gewinn- und Machtmaximierung ausgerichtet. Absolut zukunfts- und verbreitungstauglich. Vielleicht die letzte Struktur des Kapitalismus.
Die Ähnlichkeit der Ideologie zu denen multinationaler Konzerne ist erheblich. Letztere nähern sich an.



nach oben springen

#146

RE: Zitate und ihre Wirkungen

in Allgemeines 19.01.2012 13:10
von Maga-neu | 35.109 Beiträge


Zitat von: BerSie
19.01.2012 12:25 #101815


Was mich an der Mafia so fasziniert, ist die Struktur. Knüppelhart hierarchisch - keine moralisch-ethischen Beschränkungen - voll auf Gewinn- und Machtmaximierung ausgerichtet. Absolut zukunfts- und verbreitungstauglich. Vielleicht die letzte Struktur des Kapitalismus.
Die Ähnlichkeit der Ideologie zu denen multinationaler Konzerne ist erheblich. Letztere nähern sich an.

Es gab einmal einen Ehrenkodex - und die Mafiosi sahen sich als "gentiluomini", als Ehrenmänner, an. Nun, die Zeiten ändern sich und auch die Mafia ändert sich. Spätestens mit Luciano Liggio, Toto Riina und den "Corleonesi" sind diese Zeiten endgültig vorbei, und es herrscht die nackte Brutalität. Schlimm, wenn in Teilen Süditaliens nur noch die organisierte Kriminalität funktioniert. Es ist wie beim Krebs: Letztlich zerstört er, wenn er nicht erfolgreich bekämpft wird, den Körper.



zuletzt bearbeitet 19.01.2012 13:11 | nach oben springen

#147

RE: Zitate und ihre Wirkungen

in Allgemeines 19.01.2012 13:19
von BerSie | 3.932 Beiträge


Zitat von: Maga-neu
19.01.2012 13:10 #101827

Es gab einmal einen Ehrenkodex - und die Mafiosi sahen sich als "gentiluomini", als Ehrenmänner, an. Nun, die Zeiten ändern sich und auch die Mafia ändert sich. Spätestens mit Luciano Liggio, Toto Riina und den "Corleonesi" sind diese Zeiten endgültig vorbei, und es herrscht die nackte Brutalität. Schlimm, wenn in Teilen Süditaliens nur noch die organisierte Kriminalität funktioniert. Es ist wie beim Krebs: Letztlich zerstört er, wenn er nicht erfolgreich bekämpft wird, den Körper.

Ironischerweise hatte gerade Mussolini das geschafft, wie in der Doku erwähnt!
Mit welcher Strategie will man die Mafia aber bekämpfen? Die Metastasen sitzen schon im Hirn und Herz des Staates (siehe die Loge P2)!
http://www.youtube.com/watch?v=QTjpU2MJ5Gk



nach oben springen

#148

RE: Zitate und ihre Wirkungen

in Allgemeines 19.01.2012 13:29
von Maga-neu | 35.109 Beiträge


Zitat von: BerSie
19.01.2012 13:19 #101829

Ironischerweise hatte gerade Mussolini das geschafft, wie in der Doku erwähnt!
Mit welcher Strategie will man die Mafia aber bekämpfen? Die Metastasen sitzen schon im Hirn und Herz des Staates (siehe die Loge P2)!
http://www.youtube.com/watch?v=QTjpU2MJ5Gk

Es gibt einen Film mit Giuliano Gemma als Cesare Morri, der "Eiserne Präfekt" Mussolinis. Vielleicht kann man ihr mit rechtsstaatlichen Mitteln nicht begegnen: Vielleicht gehören Sondertribunale, Umkehrung der Beweislast, Aussetzung von Rechten der Angeklagten und und und dazu, um sie zu bekämpfen. Ich bewundere die Männer und Frauen, die sich einer fast hoffnungslosen Sache verschrieben haben, der Bekämpfung der Mafia, und die unter Berlusconi auch noch gegen die eigene Regierung kämpfen mussten. Kein Wunder, wenn ein enger Vertrauter B. selbst zugibt, Mafioso zu sein:

http://www.youtube.com/watch?v=0k3q804-1RU

Obwohl es die Mafia ja gar nicht gibt...

http://www.youtube.com/watch?v=WQ2NdOMBss0

So, bis heute Abend.



zuletzt bearbeitet 19.01.2012 13:29 | nach oben springen

#149

RE: Zitate und ihre Wirkungen

in Allgemeines 19.01.2012 18:11
von Willie (gelöscht)
avatar


Zitat von: Hans Bergman
19.01.2012 00:42 #101788

Darunter ist natürlich auch einer, der zu feige ist, zu sagen, ich habe Angst, das mache ich nicht.

Angst zu haben ist etwas natuerliches und gutes -eine natuerliche Empfindung, ausgeloest durch das Bewusstsein -zwecks Selbstschutz.
Seine Angst ueberwinden zu koennen, erfordert Willenskraft und persoenliche Staerke. Darauf kommt es an. Trotz Angstempfindung dennoch das notwendige zu tun -darin besteht die Leistung.
Wer keine Angst empfinden kann, ist entweder zu dumm, eine Gefahrensituation als gefaehrlich einschaetzen und entsprechend Empfindungen entwickeln zu koennen, oder er hat einen mentalen Defekt.



zuletzt bearbeitet 19.01.2012 18:17 | nach oben springen

#150

Kapitän Schettino und Lord Jim

in Allgemeines 21.01.2012 16:25
von BerSie | 3.932 Beiträge


Zitat von: Willie
19.01.2012 18:11 #101867

Angst zu haben ist etwas natuerliches und gutes -eine natuerliche Empfindung, ausgeloest durch das Bewusstsein -zwecks Selbstschutz.
Seine Angst ueberwinden zu koennen, erfordert Willenskraft und persoenliche Staerke. Darauf kommt es an. Trotz Angstempfindung dennoch das notwendige zu tun -darin besteht die Leistung.
Wer keine Angst empfinden kann, ist entweder zu dumm, eine Gefahrensituation als gefaehrlich einschaetzen und entsprechend Empfindungen entwickeln zu koennen, oder er hat einen mentalen Defekt.


Wie mutig man ist (war), weiß man immer erst hinterher!

"Lord Jim" lehrt: Die Stunde des Versagens ist die Stunde der Wahrheit

Der unglückliche Kapitän der Costa Concordia, der das Schiff, nachdem er es auf Grund gesetzt hatte, noch vor seinen Passagieren verließ, hat einen berühmten Vorläufer in der Literatur. Es ist Lord Jim in Joseph Conrads gleichnamigem Roman von 1899. Auch Lord Jim, Erster Offizier auf einem Schiff mit Mekkapilgern, das zu sinken droht, hat sich in einem Anfall von Panik zusammen mit der Besatzung in Sicherheit gebracht und die Passagiere ihrem Schicksal überlassen. Die werden indes von einem zufällig vorbeikommenden Frachter gerettet, und der Fall kommt vor ein Seegericht. Lord Jim, der sich bis zum Tag seiner schändlichen Flucht für einen anständigen, wenn nicht heldenhaften Charakter gehalten hatte, muss sich in peinlichen Verhören das ganze Ausmaß seiner Feigheit und Pflichtvergessenheit vor Augen führen lassen.

Das Selbstbild des jungen Mannes implodiert, und dieses Drama ist es, das Conrad fasziniert. Was macht ein Mensch, der seine Selbstachtung in einem Moment des moralischen Versagens für immer zerstört? Wie lebt er weiter? Vor allem aber, was ist das für ein Moment? Offenbar gibt es Katastrophen, unter deren Entscheidungsdruck sich die Strukturen eines Charakters zersetzen – wovon auch das Protokoll des gespenstischen Gesprächs zeugt, das die Hafenaufsicht von Giglio mit dem Kapitän der Costa Concordia unmittelbar nach der Havarie geführt hat. Kapitän Schettino, schon an Land und in Sicherheit, zeigte sich in einem Zustand der Umnachtung, in dem ihm jedes Gefühl für Verantwortung abhandengekommen war. Er hatte das Unglück schon vollständig verdrängt.

So oder ähnlich, in einer Panik, die alles moralische Empfinden überstrahlt, muss man sich auch die Flucht der Schiffsoffiziere in Conrads Roman vorstellen. Der Schriftsteller hat seine Geschichte nicht konstruiert. Am 17. Juli 1880 geriet die britische SS Jeddah mit Pilgern aus Singapur auf der Fahrt nach Mekka in Seenot und wurde von ihrer Besatzung verlassen. Der Fall erregte damals die Öffentlichkeit, wie es heute der Untergang der Costa Concordia tut, und warf die gleichen Fragen nach der charakterlichen Tauglichkeit von Seeoffizieren auf. Lässt sich Todesangst, wenn sie denn empfunden wurde, juristisch bewerten? Aber Conrad geht in seinem Roman noch einen Schritt weiter. Seine bis heute bohrende Frage lautet, ob ein Charakter sich in der Krise tatsächlich zersetze oder nicht vielmehr seinen wahren Kern offenbare. Die Stunde des Versagens, so die bittere Vermutung des Dichters, ist die Stunde der Wahrheit."

Schöner Artikel aus DIE ZEIT



nach oben springen



Besucher
1 Mitglied und 17 Gäste sind Online:
Landegaard

Wir begrüßen unser neuestes Mitglied: Corto
Besucherzähler
Heute waren 95 Gäste und 2 Mitglieder online.

Forum Statistiken
Das Forum hat 1450 Themen und 323220 Beiträge.

Heute waren 2 Mitglieder Online:
Landegaard, nahal

Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen