Habe einen wunderbaren Artikel gefunden, der anschaulich zeigt, was im hiesigen Journalismus gerade alles so grundsätzlich schief läuft. Er ist auch deshalb so geeignet, weil es hier nur um Fussball geht. Die Mittel, mit denen munter Sachverhalte aus dem Kontext und mit bloßen Unterstellungen gleich ins Gegenteil verdreht werden, sind hier die gleichen, wie sie es bei der "Seenotrettung"-Debatte sind. Manipulation durch Unterstellung niederer Beweggründe des Kritikers. Daher so anschaulich.
http://www.spiegel.de/sport/fussball/ney...-a-1217247.html
Behauptung 1:
"Viele Zuschauer sehen in ihm nur den Schauspieler, den Schwalbenkönig, das zu große Ego. Das vernebelt den Blick auf seine eigentliche Leistung. "
Die Behauptung hier, die "eigentliche" Leistung würde übersehen.
Behauptung 2:
"Das führte so weit, dass sogar nach dem rotwürdigen Foul von Mexikos Miguel Layún im Achtelfinale kaum mehr jemand über das Vergehen sprach".
Ein Foul ist keine Schwalbe. Insofern "führt" Kritik an seinen Schwalben nicht zu einer Bewertung von Fouls.
Behauptung 3:
Nun, nachdem die Kritik an Neymar als unberechtigt zurechtgedeutet wurde, ist die Legitimität der Kritik an der Reihe:
"Vielleicht geht es unterschwellig um einen Entwurf von Männlichkeit und darum, wie Neymar diesen dekonstruiert."
weil:
"Athleten haben physisch hart zu sein, die besten von ihnen auch mental. "
Gute Regelanwendung: Mit "alt", "weiß", "männlich" und einem erweitertem Bezug zum Feminismus lässt sich immer was basteln.
Dass sich die Kritik ursächlich mit der Unsportlichkeit der Schwalbe beschäftigt, ist nun inhaltlich und motivatorisch bestritten. Und das lediglich auf Basis eigener Mutmaßungen.
Das wäre, ginge es nur um Neymar, völlig wurscht. Es ist aber dieses Muster, mit dem laufend auch Kritik an bspw. der Flüchtlingspolitik diffamiert wird, was den Artikel so beachtenswert macht.
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