#501

RE: Brexit

in Politik 05.01.2019 21:05
von Willie (gelöscht)
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Redwood gets trade facts wrong. No deal is not ‘just fine’
https://infacts.org/redwood-gets-trade-f...l65WeEG3vYZsMC0


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#502

RE: Brexit

in Politik 06.01.2019 10:46
von Maga-neu | 35.189 Beiträge

Der Unterschied zwischen Irland und UK ist, dass Irland eine Auswanderernation ist, UK inzwischen eine Einwanderernation. In Irland gibt es keine mehrheitlich pakistanisch bewohnten Städte etc. Der konservative Politiker Enoch Powell warnte bereits in den 1960er Jahren vor "rivers of blood".Seitdem sind vor allem unter New Labour die Schleusen kräftig geöffnet worden.


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#503

RE: Brexit

in Politik 06.01.2019 12:01
von Leto_II. | 27.837 Beiträge

Zitat von Maga-neu im Beitrag #502
Der Unterschied zwischen Irland und UK ist, dass Irland eine Auswanderernation ist, UK inzwischen eine Einwanderernation. In Irland gibt es keine mehrheitlich pakistanisch bewohnten Städte etc. Der konservative Politiker Enoch Powell warnte bereits in den 1960er Jahren vor "rivers of blood".Seitdem sind vor allem unter New Labour die Schleusen kräftig geöffnet worden.

Nun kommen die Pakistaner aber noch über die EU sondern über den Commonwealth, welchen die Brexiter ja beleben wollen. Die Fachkräfte aus der EU, die gerade vergrault werden, wie ma ersetzten müssen, GB wird also noch bunter.


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#504

RE: Brexit

in Politik 06.01.2019 17:33
von Maga-neu | 35.189 Beiträge

Zitat von Leto_II. im Beitrag #503
Zitat von Maga-neu im Beitrag #502
Der Unterschied zwischen Irland und UK ist, dass Irland eine Auswanderernation ist, UK inzwischen eine Einwanderernation. In Irland gibt es keine mehrheitlich pakistanisch bewohnten Städte etc. Der konservative Politiker Enoch Powell warnte bereits in den 1960er Jahren vor "rivers of blood".Seitdem sind vor allem unter New Labour die Schleusen kräftig geöffnet worden.

Nun kommen die Pakistaner aber noch über die EU sondern über den Commonwealth, welchen die Brexiter ja beleben wollen. Die Fachkräfte aus der EU, die gerade vergrault werden, wie ma ersetzten müssen, GB wird also noch bunter.

Die Gegnerschaft der Brexiteers richtete sich sowohl gegen den polnischen Handwerker als auch gegen den pakistanischen Migranten mit seiner Großfamilie. Ich weiß noch, wie abfällig meine Gasteltern in Portsmouth über die Migration vor allem aus Westindien und Pakistan / Indien sprachen - Ende der 1980er Jahre. Ich selbst habe in England nie Probleme gehabt: Trotz meines italienischen Familiennamens bin ich nie als wop oder dago beschimpft worden.



zuletzt bearbeitet 06.01.2019 17:34 | nach oben springen

#505

RE: Brexit

in Politik 06.01.2019 22:56
von Willie (gelöscht)
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Hier die Uebersetzung wie versprochen.
(Es wurde ein wenig spaeter, da mich meine Frau zwangsrekrutiert hatte -um bei einer Massenherstellung von Quiches zu helfen und den Weihanchtsbaum abzubauen.)


Irland liebt genau das, was Großbritannien über Europa hasst
Londons und Dublins mentale Geographien haben unterschiedliche Bewegungsbahnen eingeschlagen.

Obwohl Irland vom Brexit tief betroffen sein wird, sind wir doch von der Brexit-Debatte in außergewöhnlichem Maße unberührt geblieben. Die Hauptargumente und Ängste der Brexit-Befürworter sind uns im Wesentlichen fremd. Wir teilen nicht ihren Wunsch in eine sich eingebildete Vergangenheit zurückzukehren. Im Gegensatz zu Großbritannien sind wir zuversichtlich, dass wir in der Lage sind, unsere Interessen in der modernen, voneinander abhängigen Welt wahrzunehmen. Fremdenhass in Irland gibt es nicht annaehernd in dem Massstab, wie wir es kürzlich im Vereinigten Königreich erlebt haben. Wir teilen auch nicht die Insularitaetsvorstellungen der Brexit-Befürworter. Ganz bemerkenswert ist, dass es heute das Vereinigte Königreich und nicht Irland ist, das, nach den Worten im Lied, "Gott dafuer dankt, dass es von Wasser umgeben ist".

In Irland und Großbritannien nehmen wir die Realität zunehmend auf ganz unterschiedlichen Weisen wahr. Die Gründe, warum eine Mehrheit im Vereinigten Königreich für den Austritt aus der EU gestimmt hat, sind paradoxerweise genau die Gründe, warum eine überwältigende Mehrheit in Irland in der EU bleiben will. Selbiges stimmt auch für jedes der sechs Hauptargumente der Brexit-Befürworter.

Eine Anhaenglichkeit an Souveränität war der erste und wichtigste Grund für den Brexit. Wir in Irland verstehen die Souveränität im 21. Jahrhundert jedoch als etwas, das wir vernünftig handhaben müssen und nicht etwa als ein Stammesmerkmal, das vor dem Sonnenlicht geschützt werden muss, wie Gollum's Ring im Hobbit. Gollum's klagende Worte, wie er den Ring sucht, könnten fast jene von Jacob Rees-Mogg sein, der über die britische Souveränität spricht: "Wir wollen es. Wir brauchen es. Muss das kostbare haben. Sie haben es von uns gestohlen. Die sneaky kleinen Hobbitses. "

Zweitens wollen viele Brexit-Befürworter die EU verlassen, weil sie glauben, dass es Großbritannien in die Lage versetzen wird, "global funktionierend zu werden". Irland's Wunsch, so global wie möglich zu sein, ist im Gegensatz dazu genau einer der Gründe, warum wir uns weiterhin der EU verpflichtet sehen. Wir begreifen dass es keinen Widerspruch gibt zwischen der Entwicklung engster Beziehungen zu unserer natürlichen Nachbarschaft und deren Maerkten einerseits und der Entwicklung tieferer Verbindungen mit der weiteren Welt andererseits. In der Tat erkennen wir an, dass es die EU naemlich ist, die über die notwendige Verhandlungskraft verfügt, um die globale Reichweite fuer uns effektiv zu gestalten -wie sich nicht zuletzt auch in dem großen Handelsabkommen der EU mit Japan widerspiegelt.

"Kontrolle übernehmen"
Drittens stand der Brexit-Slogan von "die Kontrolle uebernehmen" im Mittelpunkt der "Leave"-Kampagne und dies hat seitdem in der britischen öffentlichen Debatte immer wieder und permanent nachgehallt. Der immense Erfolg dieser Politik ist in Westminster täglich anschaulich zu sehen. Lustigerweise entscheiden wir uns in Irland gemeinsam mit unseren anderen EU-Partnern für einen Verbleib in der EU gerade weil wir die Kontrolle über die Probleme haben wollen, die uns betreffen. Viele Themen, von der Bildung über die Gesundheit bis hin zur Polizeiarbeit, werden natürlich weiterhin weitgehend auf nationaler Ebene kontrolliert, da die EU ja nur die Befugnisse ausüben kann, die alle Mitgliedsstaaten ihr einstimmig übertragen haben. Aber in Irland verstehen wir, dass, wenn wir die Kontrolle über jene wichtigen Fragen maximieren wollen, die per definitionem nicht an den Grenzen enden –z.B. vom Handel über Energie bis hin zur internationalen Kriminalität– dann müssen diese auch auf einer grenzüberschreitenden Basis angegangen werden; und wir wissen, dass die EU nach wie vor der effektivste grenzüberschreitende Mechanismus der Welt ist.

Viertens sind viele Brexit-Befürworter von der Vorstellung getrieben, dass sie ihr Land an die erste Stelle setzen. Aber das tun natürlich auch wir. Die eigentliche Frage ist jedoch, ob nationale Interessen eng definiert und verfolgt werden sollen, als ob das Ziel darin bestuende, die "Herren unserer eigenen kleinen Welt" zu sein; oder ob, wie wir in Irland glauben, diese Interessen in dem Wissen, dass die reale Welt notwendigerweise eine der gegenseitigen Abhängigkeit, des Kompromisses und der gemeinsamen Interessen ist, weitlaeufig definiert und verfolgt werden sollten.

Willkommen für Ausländer
Fünftens: Das emotionalste Argument für einige, wenn auch nicht alle, Brexit-Befürworter ist, Ausländer draussen zu halten. In Irland unterstützen wir das Prinzip der Freizügigkeit der Menschen und begrüßen die "neuen Iren", die unsere Wirtschaft aufbauen helfen, unsere Kultur bereichern und uns stolz werden lassen, Europäer zu sein.

Und schussendlich waren viele Brexit-Wähler von der Vorstellung beeinflusst, dass Großbritannien "unabhängiger" werden wuerde. Manche gingen sogar so weit, den 23. Juni 2016 "Independence Day" zu nennen. Es erfordert eine betraechtliche Kurzsichtigkeit unserer britischen Freunde, wenn man mal an Finnland oder Litauen denkt, wenn sie glauben dass sie alleine die Unabhängigkeit wirklich schätzen wuerden. Und es wird zur vollen historische Amnesie, wenn ein Brite glaubt, er müsse, wie es Nigel Farage absurderweise getan hat, Irland an die Bedeutung von Unabhängigkeit erinnern. Unabhängigkeit ist für uns nicht etwas, das wir in einsamer Isolation feiern können; vielmehr erlaubt es uns, um mit Robert Emmet's Aussage zu sprechen, "unseren Platz unter den Völkern der Erde einnehmen zu koennen".

Es ist recht klar geworden, dass viele Iren und Briten heute ganz unterschiedliche Weltverständnisse haben. Die traurige Realität ist, dass unsere mentale Geographie zunehmend unterschiedlicher wird und dass wir uns jetzt auf verschiedene Bewegungsbahnen befinden. Die erwachsene Reaktion Irland's auf den Brexit könnte sich somit als die bisher wichtigste Behauptung unserer psychologischen Unabhängigkeit erweisen.

Bobby McDonagh ist ehemaliger Irischer Botschafter fuer die EU, Grossbritannien und Italien.



zuletzt bearbeitet 06.01.2019 23:00 | nach oben springen

#506

RE: Brexit

in Politik 06.01.2019 22:57
von Leto_II. | 27.837 Beiträge

Zitat von Maga-neu im Beitrag #504
Zitat von Leto_II. im Beitrag #503
Zitat von Maga-neu im Beitrag #502
Der Unterschied zwischen Irland und UK ist, dass Irland eine Auswanderernation ist, UK inzwischen eine Einwanderernation. In Irland gibt es keine mehrheitlich pakistanisch bewohnten Städte etc. Der konservative Politiker Enoch Powell warnte bereits in den 1960er Jahren vor "rivers of blood".Seitdem sind vor allem unter New Labour die Schleusen kräftig geöffnet worden.

Nun kommen die Pakistaner aber noch über die EU sondern über den Commonwealth, welchen die Brexiter ja beleben wollen. Die Fachkräfte aus der EU, die gerade vergrault werden, wie ma ersetzten müssen, GB wird also noch bunter.

Die Gegnerschaft der Brexiteers richtete sich sowohl gegen den polnischen Handwerker als auch gegen den pakistanischen Migranten mit seiner Großfamilie. Ich weiß noch, wie abfällig meine Gasteltern in Portsmouth über die Migration vor allem aus Westindien und Pakistan / Indien sprachen - Ende der 1980er Jahre. Ich selbst habe in England nie Probleme gehabt: Trotz meines italienischen Familiennamens bin ich nie als wop oder dago beschimpft worden.

Ohne polnischen Klempner und deutsche Arzt, wird das Leben besser und selber ausbilden kostet und dauert.


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#507

RE: Brexit

in Politik 06.01.2019 23:06
von Maga-neu | 35.189 Beiträge

Zitat von Willie im Beitrag #505
Hier die Uebersetzung wie versprochen.
(Es wurde ein wenig spaeter, da mich meine Frau zwangsrekrutiert hatte -um bei einer Massenherstellung von Quiches zu helfen und den Weihanchtsbaum abzubauen.)


Irland liebt genau das, was Großbritannien über Europa hasst
Londons und Dublins mentale Geographien haben unterschiedliche Bewegungsbahnen eingeschlagen.

Obwohl Irland vom Brexit tief betroffen sein wird, sind wir doch von der Brexit-Debatte in außergewöhnlichem Maße unberührt geblieben. Die Hauptargumente und Ängste der Brexit-Befürworter sind uns im Wesentlichen fremd. Wir teilen nicht ihren Wunsch in eine sich eingebildete Vergangenheit zurückzukehren. Im Gegensatz zu Großbritannien sind wir zuversichtlich, dass wir in der Lage sind, unsere Interessen in der modernen, voneinander abhängigen Welt wahrzunehmen. Fremdenhass in Irland gibt es nicht annaehernd in dem Massstab, wie wir es kürzlich im Vereinigten Königreich erlebt haben. Wir teilen auch nicht die Insularitaetsvorstellungen der Brexit-Befürworter. Ganz bemerkenswert ist, dass es heute das Vereinigte Königreich und nicht Irland ist, das, nach den Worten im Lied, "Gott dafuer dankt, dass es von Wasser umgeben ist".

In Irland und Großbritannien nehmen wir die Realität zunehmend auf ganz unterschiedlichen Weisen wahr. Die Gründe, warum eine Mehrheit im Vereinigten Königreich für den Austritt aus der EU gestimmt hat, sind paradoxerweise genau die Gründe, warum eine überwältigende Mehrheit in Irland in der EU bleiben will. Selbiges stimmt auch für jedes der sechs Hauptargumente der Brexit-Befürworter.

Eine Anhaenglichkeit an Souveränität war der erste und wichtigste Grund für den Brexit. Wir in Irland verstehen die Souveränität im 21. Jahrhundert jedoch als etwas, das wir vernünftig handhaben müssen und nicht etwa als ein Stammesmerkmal, das vor dem Sonnenlicht geschützt werden muss, wie Gollum's Ring im Hobbit. Gollum's klagende Worte, wie er den Ring sucht, könnten fast jene von Jacob Rees-Mogg sein, der über die britische Souveränität spricht: "Wir wollen es. Wir brauchen es. Muss das kostbare haben. Sie haben es von uns gestohlen. Die sneaky kleinen Hobbitses. "

Zweitens wollen viele Brexit-Befürworter die EU verlassen, weil sie glauben, dass es Großbritannien in die Lage versetzen wird, "global funktionierend zu werden". Irland's Wunsch, so global wie möglich zu sein, ist im Gegensatz dazu genau einer der Gründe, warum wir uns weiterhin der EU verpflichtet sehen. Wir begreifen dass es keinen Widerspruch gibt zwischen der Entwicklung engster Beziehungen zu unserer natürlichen Nachbarschaft und deren Maerkten einerseits und der Entwicklung tieferer Verbindungen mit der weiteren Welt andererseits. In der Tat erkennen wir an, dass es die EU naemlich ist, die über die notwendige Verhandlungskraft verfügt, um die globale Reichweite fuer uns effektiv zu gestalten -wie sich nicht zuletzt auch in dem großen Handelsabkommen der EU mit Japan widerspiegelt.

"Kontrolle übernehmen"
Drittens stand der Brexit-Slogan von "die Kontrolle uebernehmen" im Mittelpunkt der "Leave"-Kampagne und dies hat seitdem in der britischen öffentlichen Debatte immer wieder und permanent nachgehallt. Der immense Erfolg dieser Politik ist in Westminster täglich anschaulich zu sehen. Lustigerweise entscheiden wir uns in Irland gemeinsam mit unseren anderen EU-Partnern für einen Verbleib in der EU gerade weil wir die Kontrolle über die Probleme haben wollen, die uns betreffen. Viele Themen, von der Bildung über die Gesundheit bis hin zur Polizeiarbeit, werden natürlich weiterhin weitgehend auf nationaler Ebene kontrolliert, da die EU ja nur die Befugnisse ausüben kann, die alle Mitgliedsstaaten ihr einstimmig übertragen haben. Aber in Irland verstehen wir, dass, wenn wir die Kontrolle über jene wichtigen Fragen maximieren wollen, die per definitionem nicht an den Grenzen enden –z.B. vom Handel über Energie bis hin zur internationalen Kriminalität– dann müssen diese auch auf einer grenzüberschreitenden Basis angegangen werden; und wir wissen, dass die EU nach wie vor der effektivste grenzüberschreitende Mechanismus der Welt ist.

Viertens sind viele Brexit-Befürworter von der Vorstellung getrieben, dass sie ihr Land an die erste Stelle setzen. Aber das tun natürlich auch wir. Die eigentliche Frage ist jedoch, ob nationale Interessen eng definiert und verfolgt werden sollen, als ob das Ziel darin bestuende, die "Herren unserer eigenen kleinen Welt" zu sein; oder ob, wie wir in Irland glauben, diese Interessen in dem Wissen, dass die reale Welt notwendigerweise eine der gegenseitigen Abhängigkeit, des Kompromisses und der gemeinsamen Interessen ist, weitlaeufig definiert und verfolgt werden sollten.

Willkommen für Ausländer
Fünftens: Das emotionalste Argument für einige, wenn auch nicht alle, Brexit-Befürworter ist, Ausländer draussen zu halten. In Irland unterstützen wir das Prinzip der Freizügigkeit der Menschen und begrüßen die "neuen Iren", die unsere Wirtschaft aufbauen helfen, unsere Kultur bereichern und uns stolz werden lassen, Europäer zu sein.

Und schussendlich waren viele Brexit-Wähler von der Vorstellung beeinflusst, dass Großbritannien "unabhängiger" werden wuerde. Manche gingen sogar so weit, den 23. Juni 2016 "Independence Day" zu nennen. Es erfordert eine betraechtliche Kurzsichtigkeit unserer britischen Freunde, wenn man mal an Finnland oder Litauen denkt, wenn sie glauben dass sie alleine die Unabhängigkeit wirklich schätzen wuerden. Und es wird zur vollen historische Amnesie, wenn ein Brite glaubt, er müsse, wie es Nigel Farage absurderweise getan hat, Irland an die Bedeutung von Unabhängigkeit erinnern. Unabhängigkeit ist für uns nicht etwas, das wir in einsamer Isolation feiern können; vielmehr erlaubt es uns, um mit Robert Emmet's Aussage zu sprechen, "unseren Platz unter den Völkern der Erde einnehmen zu koennen".

Es ist recht klar geworden, dass viele Iren und Briten heute ganz unterschiedliche Weltverständnisse haben. Die traurige Realität ist, dass unsere mentale Geographie zunehmend unterschiedlicher wird und dass wir uns jetzt auf verschiedene Bewegungsbahnen befinden. Die erwachsene Reaktion Irland's auf den Brexit könnte sich somit als die bisher wichtigste Behauptung unserer psychologischen Unabhängigkeit erweisen.

Bobby McDonagh ist ehemaliger Irischer Botschafter fuer die EU, Grossbritannien und Italien.
Der Unterschied ist auch, dass UK Nettozahler ist, der zweitgrößte nach Deutschland in absoluten Zahlen, während Irland - pro Kopf wohlhabender als UK - Nettoempfänger ist. Die Politik war ziemlich clever, da mit europäischen Geldern die Steuern für die ausländischen Konzerne gesenkt wurden. (Solidarisch kann man das nicht unbedingt nennen, also sollten die Iren lieber darauf verzichten, sich als Musterschüler zu präsentieren...)

Und mal sehen, wie die Iren zu den Plänen ihrer Regierung stehen, eine Million Fremdarbeiter zu importieren. Auf Deutschland bezogen wären das 20 Millionen (!!!).
http://theliberal.ie/despicable-its-been...t-ireland-2040/



zuletzt bearbeitet 06.01.2019 23:08 | nach oben springen

#508

RE: Brexit

in Politik 06.01.2019 23:11
von Maga-neu | 35.189 Beiträge

Zitat von Leto_II. im Beitrag #506
Zitat von Maga-neu im Beitrag #504
Zitat von Leto_II. im Beitrag #503
Zitat von Maga-neu im Beitrag #502
Der Unterschied zwischen Irland und UK ist, dass Irland eine Auswanderernation ist, UK inzwischen eine Einwanderernation. In Irland gibt es keine mehrheitlich pakistanisch bewohnten Städte etc. Der konservative Politiker Enoch Powell warnte bereits in den 1960er Jahren vor "rivers of blood".Seitdem sind vor allem unter New Labour die Schleusen kräftig geöffnet worden.

Nun kommen die Pakistaner aber noch über die EU sondern über den Commonwealth, welchen die Brexiter ja beleben wollen. Die Fachkräfte aus der EU, die gerade vergrault werden, wie ma ersetzten müssen, GB wird also noch bunter.

Die Gegnerschaft der Brexiteers richtete sich sowohl gegen den polnischen Handwerker als auch gegen den pakistanischen Migranten mit seiner Großfamilie. Ich weiß noch, wie abfällig meine Gasteltern in Portsmouth über die Migration vor allem aus Westindien und Pakistan / Indien sprachen - Ende der 1980er Jahre. Ich selbst habe in England nie Probleme gehabt: Trotz meines italienischen Familiennamens bin ich nie als wop oder dago beschimpft worden.

Ohne polnischen Klempner und deutsche Arzt, wird das Leben besser und selber ausbilden kostet und dauert.
Was soll die Regierung daran hindern, für bestimmte Berufe ein Bleiberecht zu formulieren? Was soll sie daran hindern, in Nordirland auch bei einem "harten Brexit" eine weiche Grenze zu installieren? Bei der zweiten Frage könnte es nur die EU sein, die vielleicht Druck auf die Republik Irland ausübt, aber dann hätte man einen klaren Verantwortlichen, auch wenn sich unsere GEZ-gepämperten Medien nach Kräften bemühen werden, die pöhsen Briten als Schuldige darzustellen.


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#509

RE: Brexit

in Politik 06.01.2019 23:14
von Leto_II. | 27.837 Beiträge

Zitat von Willie im Beitrag #505
Hier die Uebersetzung wie versprochen.
(Es wurde ein wenig spaeter, da mich meine Frau zwangsrekrutiert hatte -um bei einer Massenherstellung von Quiches zu helfen und den Weihanchtsbaum abzubauen.)


Irland liebt genau das, was Großbritannien über Europa hasst
Londons und Dublins mentale Geographien haben unterschiedliche Bewegungsbahnen eingeschlagen.

Obwohl Irland vom Brexit tief betroffen sein wird, sind wir doch von der Brexit-Debatte in außergewöhnlichem Maße unberührt geblieben. Die Hauptargumente und Ängste der Brexit-Befürworter sind uns im Wesentlichen fremd. Wir teilen nicht ihren Wunsch in eine sich eingebildete Vergangenheit zurückzukehren. Im Gegensatz zu Großbritannien sind wir zuversichtlich, dass wir in der Lage sind, unsere Interessen in der modernen, voneinander abhängigen Welt wahrzunehmen. Fremdenhass in Irland gibt es nicht annaehernd in dem Massstab, wie wir es kürzlich im Vereinigten Königreich erlebt haben. Wir teilen auch nicht die Insularitaetsvorstellungen der Brexit-Befürworter. Ganz bemerkenswert ist, dass es heute das Vereinigte Königreich und nicht Irland ist, das, nach den Worten im Lied, "Gott dafuer dankt, dass es von Wasser umgeben ist".

In Irland und Großbritannien nehmen wir die Realität zunehmend auf ganz unterschiedlichen Weisen wahr. Die Gründe, warum eine Mehrheit im Vereinigten Königreich für den Austritt aus der EU gestimmt hat, sind paradoxerweise genau die Gründe, warum eine überwältigende Mehrheit in Irland in der EU bleiben will. Selbiges stimmt auch für jedes der sechs Hauptargumente der Brexit-Befürworter.

Eine Anhaenglichkeit an Souveränität war der erste und wichtigste Grund für den Brexit. Wir in Irland verstehen die Souveränität im 21. Jahrhundert jedoch als etwas, das wir vernünftig handhaben müssen und nicht etwa als ein Stammesmerkmal, das vor dem Sonnenlicht geschützt werden muss, wie Gollum's Ring im Hobbit. Gollum's klagende Worte, wie er den Ring sucht, könnten fast jene von Jacob Rees-Mogg sein, der über die britische Souveränität spricht: "Wir wollen es. Wir brauchen es. Muss das kostbare haben. Sie haben es von uns gestohlen. Die sneaky kleinen Hobbitses. "

Zweitens wollen viele Brexit-Befürworter die EU verlassen, weil sie glauben, dass es Großbritannien in die Lage versetzen wird, "global funktionierend zu werden". Irland's Wunsch, so global wie möglich zu sein, ist im Gegensatz dazu genau einer der Gründe, warum wir uns weiterhin der EU verpflichtet sehen. Wir begreifen dass es keinen Widerspruch gibt zwischen der Entwicklung engster Beziehungen zu unserer natürlichen Nachbarschaft und deren Maerkten einerseits und der Entwicklung tieferer Verbindungen mit der weiteren Welt andererseits. In der Tat erkennen wir an, dass es die EU naemlich ist, die über die notwendige Verhandlungskraft verfügt, um die globale Reichweite fuer uns effektiv zu gestalten -wie sich nicht zuletzt auch in dem großen Handelsabkommen der EU mit Japan widerspiegelt.

"Kontrolle übernehmen"
Drittens stand der Brexit-Slogan von "die Kontrolle uebernehmen" im Mittelpunkt der "Leave"-Kampagne und dies hat seitdem in der britischen öffentlichen Debatte immer wieder und permanent nachgehallt. Der immense Erfolg dieser Politik ist in Westminster täglich anschaulich zu sehen. Lustigerweise entscheiden wir uns in Irland gemeinsam mit unseren anderen EU-Partnern für einen Verbleib in der EU gerade weil wir die Kontrolle über die Probleme haben wollen, die uns betreffen. Viele Themen, von der Bildung über die Gesundheit bis hin zur Polizeiarbeit, werden natürlich weiterhin weitgehend auf nationaler Ebene kontrolliert, da die EU ja nur die Befugnisse ausüben kann, die alle Mitgliedsstaaten ihr einstimmig übertragen haben. Aber in Irland verstehen wir, dass, wenn wir die Kontrolle über jene wichtigen Fragen maximieren wollen, die per definitionem nicht an den Grenzen enden –z.B. vom Handel über Energie bis hin zur internationalen Kriminalität– dann müssen diese auch auf einer grenzüberschreitenden Basis angegangen werden; und wir wissen, dass die EU nach wie vor der effektivste grenzüberschreitende Mechanismus der Welt ist.

Viertens sind viele Brexit-Befürworter von der Vorstellung getrieben, dass sie ihr Land an die erste Stelle setzen. Aber das tun natürlich auch wir. Die eigentliche Frage ist jedoch, ob nationale Interessen eng definiert und verfolgt werden sollen, als ob das Ziel darin bestuende, die "Herren unserer eigenen kleinen Welt" zu sein; oder ob, wie wir in Irland glauben, diese Interessen in dem Wissen, dass die reale Welt notwendigerweise eine der gegenseitigen Abhängigkeit, des Kompromisses und der gemeinsamen Interessen ist, weitlaeufig definiert und verfolgt werden sollten.

Willkommen für Ausländer
Fünftens: Das emotionalste Argument für einige, wenn auch nicht alle, Brexit-Befürworter ist, Ausländer draussen zu halten. In Irland unterstützen wir das Prinzip der Freizügigkeit der Menschen und begrüßen die "neuen Iren", die unsere Wirtschaft aufbauen helfen, unsere Kultur bereichern und uns stolz werden lassen, Europäer zu sein.

Und schussendlich waren viele Brexit-Wähler von der Vorstellung beeinflusst, dass Großbritannien "unabhängiger" werden wuerde. Manche gingen sogar so weit, den 23. Juni 2016 "Independence Day" zu nennen. Es erfordert eine betraechtliche Kurzsichtigkeit unserer britischen Freunde, wenn man mal an Finnland oder Litauen denkt, wenn sie glauben dass sie alleine die Unabhängigkeit wirklich schätzen wuerden. Und es wird zur vollen historische Amnesie, wenn ein Brite glaubt, er müsse, wie es Nigel Farage absurderweise getan hat, Irland an die Bedeutung von Unabhängigkeit erinnern. Unabhängigkeit ist für uns nicht etwas, das wir in einsamer Isolation feiern können; vielmehr erlaubt es uns, um mit Robert Emmet's Aussage zu sprechen, "unseren Platz unter den Völkern der Erde einnehmen zu koennen".

Es ist recht klar geworden, dass viele Iren und Briten heute ganz unterschiedliche Weltverständnisse haben. Die traurige Realität ist, dass unsere mentale Geographie zunehmend unterschiedlicher wird und dass wir uns jetzt auf verschiedene Bewegungsbahnen befinden. Die erwachsene Reaktion Irland's auf den Brexit könnte sich somit als die bisher wichtigste Behauptung unserer psychologischen Unabhängigkeit erweisen.

Bobby McDonagh ist ehemaliger Irischer Botschafter fuer die EU, Grossbritannien und Italien.


Nun ist die Psyche beider Länder natürlich auch völlig unterschiedlich, die einen halten sich für eine Grossmacht, die anderen wissen, dass sie keine sind, die einen gehören zur G7, die anderen nicht einmal zur G20.


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#510

RE: Brexit

in Politik 06.01.2019 23:37
von Leto_II. | 27.837 Beiträge

Zitat von Maga-neu im Beitrag #508
Zitat von Leto_II. im Beitrag #506
Zitat von Maga-neu im Beitrag #504
Zitat von Leto_II. im Beitrag #503
Zitat von Maga-neu im Beitrag #502
Der Unterschied zwischen Irland und UK ist, dass Irland eine Auswanderernation ist, UK inzwischen eine Einwanderernation. In Irland gibt es keine mehrheitlich pakistanisch bewohnten Städte etc. Der konservative Politiker Enoch Powell warnte bereits in den 1960er Jahren vor "rivers of blood".Seitdem sind vor allem unter New Labour die Schleusen kräftig geöffnet worden.

Nun kommen die Pakistaner aber noch über die EU sondern über den Commonwealth, welchen die Brexiter ja beleben wollen. Die Fachkräfte aus der EU, die gerade vergrault werden, wie ma ersetzten müssen, GB wird also noch bunter.

Die Gegnerschaft der Brexiteers richtete sich sowohl gegen den polnischen Handwerker als auch gegen den pakistanischen Migranten mit seiner Großfamilie. Ich weiß noch, wie abfällig meine Gasteltern in Portsmouth über die Migration vor allem aus Westindien und Pakistan / Indien sprachen - Ende der 1980er Jahre. Ich selbst habe in England nie Probleme gehabt: Trotz meines italienischen Familiennamens bin ich nie als wop oder dago beschimpft worden.

Ohne polnischen Klempner und deutsche Arzt, wird das Leben besser und selber ausbilden kostet und dauert.
Was soll die Regierung daran hindern, für bestimmte Berufe ein Bleiberecht zu formulieren? Was soll sie daran hindern, in Nordirland auch bei einem "harten Brexit" eine weiche Grenze zu installieren? Bei der zweiten Frage könnte es nur die EU sein, die vielleicht Druck auf die Republik Irland ausübt, aber dann hätte man einen klaren Verantwortlichen, auch wenn sich unsere GEZ-gepämperten Medien nach Kräften bemühen werden, die pöhsen Briten als Schuldige darzustellen.


Ich habe auf Deinen Beitrag geantwortet, da ging es nicht um die Regierung. Wie es eine weiche Grenze zwischen Irland und Nordirland neben einer "weichen Grenze" zwischen Nordirland und Rest-GB geben kann, müsstest Du mir schon erklären. Wie soll das funktionieren. UKIP ist auf den Gebiet aber eine treibende Kraft, nicht unser ÖR.


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#511

RE: Brexit

in Politik 06.01.2019 23:57
von Maga-neu | 35.189 Beiträge

Zitat von Leto_II. im Beitrag #509
Zitat von Willie im Beitrag #505
Hier die Uebersetzung wie versprochen.
(Es wurde ein wenig spaeter, da mich meine Frau zwangsrekrutiert hatte -um bei einer Massenherstellung von Quiches zu helfen und den Weihanchtsbaum abzubauen.)


Irland liebt genau das, was Großbritannien über Europa hasst
Londons und Dublins mentale Geographien haben unterschiedliche Bewegungsbahnen eingeschlagen.

Obwohl Irland vom Brexit tief betroffen sein wird, sind wir doch von der Brexit-Debatte in außergewöhnlichem Maße unberührt geblieben. Die Hauptargumente und Ängste der Brexit-Befürworter sind uns im Wesentlichen fremd. Wir teilen nicht ihren Wunsch in eine sich eingebildete Vergangenheit zurückzukehren. Im Gegensatz zu Großbritannien sind wir zuversichtlich, dass wir in der Lage sind, unsere Interessen in der modernen, voneinander abhängigen Welt wahrzunehmen. Fremdenhass in Irland gibt es nicht annaehernd in dem Massstab, wie wir es kürzlich im Vereinigten Königreich erlebt haben. Wir teilen auch nicht die Insularitaetsvorstellungen der Brexit-Befürworter. Ganz bemerkenswert ist, dass es heute das Vereinigte Königreich und nicht Irland ist, das, nach den Worten im Lied, "Gott dafuer dankt, dass es von Wasser umgeben ist".

In Irland und Großbritannien nehmen wir die Realität zunehmend auf ganz unterschiedlichen Weisen wahr. Die Gründe, warum eine Mehrheit im Vereinigten Königreich für den Austritt aus der EU gestimmt hat, sind paradoxerweise genau die Gründe, warum eine überwältigende Mehrheit in Irland in der EU bleiben will. Selbiges stimmt auch für jedes der sechs Hauptargumente der Brexit-Befürworter.

Eine Anhaenglichkeit an Souveränität war der erste und wichtigste Grund für den Brexit. Wir in Irland verstehen die Souveränität im 21. Jahrhundert jedoch als etwas, das wir vernünftig handhaben müssen und nicht etwa als ein Stammesmerkmal, das vor dem Sonnenlicht geschützt werden muss, wie Gollum's Ring im Hobbit. Gollum's klagende Worte, wie er den Ring sucht, könnten fast jene von Jacob Rees-Mogg sein, der über die britische Souveränität spricht: "Wir wollen es. Wir brauchen es. Muss das kostbare haben. Sie haben es von uns gestohlen. Die sneaky kleinen Hobbitses. "

Zweitens wollen viele Brexit-Befürworter die EU verlassen, weil sie glauben, dass es Großbritannien in die Lage versetzen wird, "global funktionierend zu werden". Irland's Wunsch, so global wie möglich zu sein, ist im Gegensatz dazu genau einer der Gründe, warum wir uns weiterhin der EU verpflichtet sehen. Wir begreifen dass es keinen Widerspruch gibt zwischen der Entwicklung engster Beziehungen zu unserer natürlichen Nachbarschaft und deren Maerkten einerseits und der Entwicklung tieferer Verbindungen mit der weiteren Welt andererseits. In der Tat erkennen wir an, dass es die EU naemlich ist, die über die notwendige Verhandlungskraft verfügt, um die globale Reichweite fuer uns effektiv zu gestalten -wie sich nicht zuletzt auch in dem großen Handelsabkommen der EU mit Japan widerspiegelt.

"Kontrolle übernehmen"
Drittens stand der Brexit-Slogan von "die Kontrolle uebernehmen" im Mittelpunkt der "Leave"-Kampagne und dies hat seitdem in der britischen öffentlichen Debatte immer wieder und permanent nachgehallt. Der immense Erfolg dieser Politik ist in Westminster täglich anschaulich zu sehen. Lustigerweise entscheiden wir uns in Irland gemeinsam mit unseren anderen EU-Partnern für einen Verbleib in der EU gerade weil wir die Kontrolle über die Probleme haben wollen, die uns betreffen. Viele Themen, von der Bildung über die Gesundheit bis hin zur Polizeiarbeit, werden natürlich weiterhin weitgehend auf nationaler Ebene kontrolliert, da die EU ja nur die Befugnisse ausüben kann, die alle Mitgliedsstaaten ihr einstimmig übertragen haben. Aber in Irland verstehen wir, dass, wenn wir die Kontrolle über jene wichtigen Fragen maximieren wollen, die per definitionem nicht an den Grenzen enden –z.B. vom Handel über Energie bis hin zur internationalen Kriminalität– dann müssen diese auch auf einer grenzüberschreitenden Basis angegangen werden; und wir wissen, dass die EU nach wie vor der effektivste grenzüberschreitende Mechanismus der Welt ist.

Viertens sind viele Brexit-Befürworter von der Vorstellung getrieben, dass sie ihr Land an die erste Stelle setzen. Aber das tun natürlich auch wir. Die eigentliche Frage ist jedoch, ob nationale Interessen eng definiert und verfolgt werden sollen, als ob das Ziel darin bestuende, die "Herren unserer eigenen kleinen Welt" zu sein; oder ob, wie wir in Irland glauben, diese Interessen in dem Wissen, dass die reale Welt notwendigerweise eine der gegenseitigen Abhängigkeit, des Kompromisses und der gemeinsamen Interessen ist, weitlaeufig definiert und verfolgt werden sollten.

Willkommen für Ausländer
Fünftens: Das emotionalste Argument für einige, wenn auch nicht alle, Brexit-Befürworter ist, Ausländer draussen zu halten. In Irland unterstützen wir das Prinzip der Freizügigkeit der Menschen und begrüßen die "neuen Iren", die unsere Wirtschaft aufbauen helfen, unsere Kultur bereichern und uns stolz werden lassen, Europäer zu sein.

Und schussendlich waren viele Brexit-Wähler von der Vorstellung beeinflusst, dass Großbritannien "unabhängiger" werden wuerde. Manche gingen sogar so weit, den 23. Juni 2016 "Independence Day" zu nennen. Es erfordert eine betraechtliche Kurzsichtigkeit unserer britischen Freunde, wenn man mal an Finnland oder Litauen denkt, wenn sie glauben dass sie alleine die Unabhängigkeit wirklich schätzen wuerden. Und es wird zur vollen historische Amnesie, wenn ein Brite glaubt, er müsse, wie es Nigel Farage absurderweise getan hat, Irland an die Bedeutung von Unabhängigkeit erinnern. Unabhängigkeit ist für uns nicht etwas, das wir in einsamer Isolation feiern können; vielmehr erlaubt es uns, um mit Robert Emmet's Aussage zu sprechen, "unseren Platz unter den Völkern der Erde einnehmen zu koennen".

Es ist recht klar geworden, dass viele Iren und Briten heute ganz unterschiedliche Weltverständnisse haben. Die traurige Realität ist, dass unsere mentale Geographie zunehmend unterschiedlicher wird und dass wir uns jetzt auf verschiedene Bewegungsbahnen befinden. Die erwachsene Reaktion Irland's auf den Brexit könnte sich somit als die bisher wichtigste Behauptung unserer psychologischen Unabhängigkeit erweisen.

Bobby McDonagh ist ehemaliger Irischer Botschafter fuer die EU, Grossbritannien und Italien.


Nun ist die Psyche beider Länder natürlich auch völlig unterschiedlich, die einen halten sich für eine Grossmacht, die anderen wissen, dass sie keine sind, die einen gehören zur G7, die anderen nicht einmal zur G20.
Sicher, das auch.


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#512

RE: Brexit

in Politik 07.01.2019 00:02
von Maga-neu | 35.189 Beiträge

Zitat von Leto_II. im Beitrag #510
Zitat von Maga-neu im Beitrag #508
Zitat von Leto_II. im Beitrag #506
Zitat von Maga-neu im Beitrag #504
Zitat von Leto_II. im Beitrag #503
Zitat von Maga-neu im Beitrag #502
Der Unterschied zwischen Irland und UK ist, dass Irland eine Auswanderernation ist, UK inzwischen eine Einwanderernation. In Irland gibt es keine mehrheitlich pakistanisch bewohnten Städte etc. Der konservative Politiker Enoch Powell warnte bereits in den 1960er Jahren vor "rivers of blood".Seitdem sind vor allem unter New Labour die Schleusen kräftig geöffnet worden.

Nun kommen die Pakistaner aber noch über die EU sondern über den Commonwealth, welchen die Brexiter ja beleben wollen. Die Fachkräfte aus der EU, die gerade vergrault werden, wie ma ersetzten müssen, GB wird also noch bunter.

Die Gegnerschaft der Brexiteers richtete sich sowohl gegen den polnischen Handwerker als auch gegen den pakistanischen Migranten mit seiner Großfamilie. Ich weiß noch, wie abfällig meine Gasteltern in Portsmouth über die Migration vor allem aus Westindien und Pakistan / Indien sprachen - Ende der 1980er Jahre. Ich selbst habe in England nie Probleme gehabt: Trotz meines italienischen Familiennamens bin ich nie als wop oder dago beschimpft worden.

Ohne polnischen Klempner und deutsche Arzt, wird das Leben besser und selber ausbilden kostet und dauert.
Was soll die Regierung daran hindern, für bestimmte Berufe ein Bleiberecht zu formulieren? Was soll sie daran hindern, in Nordirland auch bei einem "harten Brexit" eine weiche Grenze zu installieren? Bei der zweiten Frage könnte es nur die EU sein, die vielleicht Druck auf die Republik Irland ausübt, aber dann hätte man einen klaren Verantwortlichen, auch wenn sich unsere GEZ-gepämperten Medien nach Kräften bemühen werden, die pöhsen Briten als Schuldige darzustellen.


Ich habe auf Deinen Beitrag geantwortet, da ging es nicht um die Regierung. Wie es eine weiche Grenze zwischen Irland und Nordirland neben einer "weichen Grenze" zwischen Nordirland und Rest-GB geben kann, müsstest Du mir schon erklären. Wie soll das funktionieren. UKIP ist auf den Gebiet aber eine treibende Kraft, nicht unser ÖR.
Zwischen Nordirland und Großbritannien (Großbritannien ist die große Insel, deswegen auch United Kingdom of Great Britain AND Northern Ireland) gibt es keine Grenze. Warum soll ich das erklären? Man kann einfach auf bestimmte "procedures" verzichten, auch einseitig verzichten. Mal sehen, ob die Republik Irland dann eine harte Grenze implementiert.

Wenn ich mir die Berichterstattung in unserem ÖRR, egal ob zu Trump oder zum Brexit, ansehe, dann kann ich nur sagen: "Die Selbstzensur funktioniert." Aber interessant, dass du Journalisten, die unparteiisch berichten sollen, mit einer Partei gleichsetzt, die sich klare Ziele gesetzt hat und keineswegs zur Unparteilichkeit verpflichtet ist. :-)


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#513

RE: Brexit

in Politik 07.01.2019 00:12
von Leto_II. | 27.837 Beiträge

Zitat von Maga-neu im Beitrag #512
Zitat von Leto_II. im Beitrag #510
Zitat von Maga-neu im Beitrag #508
Zitat von Leto_II. im Beitrag #506
Zitat von Maga-neu im Beitrag #504
Zitat von Leto_II. im Beitrag #503
Zitat von Maga-neu im Beitrag #502
Der Unterschied zwischen Irland und UK ist, dass Irland eine Auswanderernation ist, UK inzwischen eine Einwanderernation. In Irland gibt es keine mehrheitlich pakistanisch bewohnten Städte etc. Der konservative Politiker Enoch Powell warnte bereits in den 1960er Jahren vor "rivers of blood".Seitdem sind vor allem unter New Labour die Schleusen kräftig geöffnet worden.

Nun kommen die Pakistaner aber noch über die EU sondern über den Commonwealth, welchen die Brexiter ja beleben wollen. Die Fachkräfte aus der EU, die gerade vergrault werden, wie ma ersetzten müssen, GB wird also noch bunter.

Die Gegnerschaft der Brexiteers richtete sich sowohl gegen den polnischen Handwerker als auch gegen den pakistanischen Migranten mit seiner Großfamilie. Ich weiß noch, wie abfällig meine Gasteltern in Portsmouth über die Migration vor allem aus Westindien und Pakistan / Indien sprachen - Ende der 1980er Jahre. Ich selbst habe in England nie Probleme gehabt: Trotz meines italienischen Familiennamens bin ich nie als wop oder dago beschimpft worden.

Ohne polnischen Klempner und deutsche Arzt, wird das Leben besser und selber ausbilden kostet und dauert.
Was soll die Regierung daran hindern, für bestimmte Berufe ein Bleiberecht zu formulieren? Was soll sie daran hindern, in Nordirland auch bei einem "harten Brexit" eine weiche Grenze zu installieren? Bei der zweiten Frage könnte es nur die EU sein, die vielleicht Druck auf die Republik Irland ausübt, aber dann hätte man einen klaren Verantwortlichen, auch wenn sich unsere GEZ-gepämperten Medien nach Kräften bemühen werden, die pöhsen Briten als Schuldige darzustellen.


Ich habe auf Deinen Beitrag geantwortet, da ging es nicht um die Regierung. Wie es eine weiche Grenze zwischen Irland und Nordirland neben einer "weichen Grenze" zwischen Nordirland und Rest-GB geben kann, müsstest Du mir schon erklären. Wie soll das funktionieren. UKIP ist auf den Gebiet aber eine treibende Kraft, nicht unser ÖR.
Zwischen Nordirland und Großbritannien (Großbritannien ist die große Insel, deswegen auch United Kingdom of Great Britain AND Northern Ireland) gibt es keine Grenze. Warum soll ich das erklären? Man kann einfach auf bestimmte "procedures" verzichten, auch einseitig verzichten. Mal sehen, ob die Republik Irland dann eine harte Grenze implementiert.

Wenn ich mir die Berichterstattung in unserem ÖRR, egal ob zu Trump oder zum Brexit, ansehe, dann kann ich nur sagen: "Die Selbstzensur funktioniert." Aber interessant, dass du Journalisten, die unparteiisch berichten sollen, mit einer Partei gleichsetzt, die sich klare Ziele gesetzt hat und keineswegs zur Unparteilichkeit verpflichtet ist. :-)


Gut, dass Du auf meine Fragestellung nicht antwortest. Praktikabel muss es doch wohl sein. Das gilt übrigens für beide Seiten. Wegen des ÖRR habe ichDich um Erklärung gebeten. Du bietest aber nichts. UKIP macht da den Aufstand.


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#514

RE: Brexit

in Politik 07.01.2019 11:42
von Maga-neu | 35.189 Beiträge

Zitat von Leto_II. im Beitrag #513
Zitat von Maga-neu im Beitrag #512
Zitat von Leto_II. im Beitrag #510
Zitat von Maga-neu im Beitrag #508
Zitat von Leto_II. im Beitrag #506
Zitat von Maga-neu im Beitrag #504
Zitat von Leto_II. im Beitrag #503
Zitat von Maga-neu im Beitrag #502
Der Unterschied zwischen Irland und UK ist, dass Irland eine Auswanderernation ist, UK inzwischen eine Einwanderernation. In Irland gibt es keine mehrheitlich pakistanisch bewohnten Städte etc. Der konservative Politiker Enoch Powell warnte bereits in den 1960er Jahren vor "rivers of blood".Seitdem sind vor allem unter New Labour die Schleusen kräftig geöffnet worden.

Nun kommen die Pakistaner aber noch über die EU sondern über den Commonwealth, welchen die Brexiter ja beleben wollen. Die Fachkräfte aus der EU, die gerade vergrault werden, wie ma ersetzten müssen, GB wird also noch bunter.

Die Gegnerschaft der Brexiteers richtete sich sowohl gegen den polnischen Handwerker als auch gegen den pakistanischen Migranten mit seiner Großfamilie. Ich weiß noch, wie abfällig meine Gasteltern in Portsmouth über die Migration vor allem aus Westindien und Pakistan / Indien sprachen - Ende der 1980er Jahre. Ich selbst habe in England nie Probleme gehabt: Trotz meines italienischen Familiennamens bin ich nie als wop oder dago beschimpft worden.

Ohne polnischen Klempner und deutsche Arzt, wird das Leben besser und selber ausbilden kostet und dauert.
Was soll die Regierung daran hindern, für bestimmte Berufe ein Bleiberecht zu formulieren? Was soll sie daran hindern, in Nordirland auch bei einem "harten Brexit" eine weiche Grenze zu installieren? Bei der zweiten Frage könnte es nur die EU sein, die vielleicht Druck auf die Republik Irland ausübt, aber dann hätte man einen klaren Verantwortlichen, auch wenn sich unsere GEZ-gepämperten Medien nach Kräften bemühen werden, die pöhsen Briten als Schuldige darzustellen.


Ich habe auf Deinen Beitrag geantwortet, da ging es nicht um die Regierung. Wie es eine weiche Grenze zwischen Irland und Nordirland neben einer "weichen Grenze" zwischen Nordirland und Rest-GB geben kann, müsstest Du mir schon erklären. Wie soll das funktionieren. UKIP ist auf den Gebiet aber eine treibende Kraft, nicht unser ÖR.
Zwischen Nordirland und Großbritannien (Großbritannien ist die große Insel, deswegen auch United Kingdom of Great Britain AND Northern Ireland) gibt es keine Grenze. Warum soll ich das erklären? Man kann einfach auf bestimmte "procedures" verzichten, auch einseitig verzichten. Mal sehen, ob die Republik Irland dann eine harte Grenze implementiert.

Wenn ich mir die Berichterstattung in unserem ÖRR, egal ob zu Trump oder zum Brexit, ansehe, dann kann ich nur sagen: "Die Selbstzensur funktioniert." Aber interessant, dass du Journalisten, die unparteiisch berichten sollen, mit einer Partei gleichsetzt, die sich klare Ziele gesetzt hat und keineswegs zur Unparteilichkeit verpflichtet ist. :-)


Gut, dass Du auf meine Fragestellung nicht antwortest. Praktikabel muss es doch wohl sein. Das gilt übrigens für beide Seiten. Wegen des ÖRR habe ichDich um Erklärung gebeten. Du bietest aber nichts. UKIP macht da den Aufstand.

1. Ich habe gesagt, auch bei einem "harten Brexit" könnte man darauf verzichten, in Nordirland ein hartes Grenzregime zu errichten. Ist eine Frage des guten Willens, der natürlich auch beiderseitig existieren muss.
2. Wie eng ist der Meinungskorridor im ÖRR denn geworden? Leto, sogar Steinmeier (!!!) spricht von einem Meinungskorridor, der schon mal breiter war.
3. UKIP, dessen Entwicklung zugegebernmaßen bedenklich ist und in Richtung der "Bloody Nasty Party" (BNP, Zitat N. Farage) tendiert, droht mit einem Aufstand. Nicht die feine "englische" Art, aber wollte man Bürgern, deren Votum nicht ernst genommen wird, wirklich verdenken, dass sie massiv verärgert sind.


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#515

RE: Brexit

in Politik 07.01.2019 12:12
von Maga-neu | 35.189 Beiträge

http://blogs.lse.ac.uk/brexit/2018/01/15...Jtj9bXC5iGKXd1Q


‘We don’t exist to them, do we?’: why working-class people voted for Brexit

Working-class people were more likely to vote for Brexit. Lisa Mckenzie (Middlesex University) takes issue with the notion that these people were ‘turkeys voting for Christmas’. They saw Brexit, with all the uncertainties it would bring, as an alternative to the status quo. De-industrialisation and austerity has taken a heavy toll on working-class communities – one which the middle-class often fails to grasp. (...)

Since the vote, interest in what has been happening to the ‘left behind’ has sharpened, along with stigmatising and cruel rhetoric about those from working-class communities who voted to leave or didn’t vote at all. They have been derided as ‘turkeys voting for Christmas’ – as ‘stupid’, ‘spiteful’ and racist.

Ich kann nicht alles übersetzen, Nante, dazu fehlt mir die Zeit, aber so viel zu den zentralen Gedanken des Artikels:

"Wir existieren für sie nicht, oder?" Warum die Arbeiterklasse für den Brexit stimmte.

Leute aus der Arbeiterschicht waren eher geneigt, für den Brexit zu stimmen. Lisa McKenzie (Middlesex University) erhebt Einwände gegen die Vorstellung, diese Leute seien Truthähne, die für Weihnachten votiert hätten. Sie sahen den Brexit mit allen Unsicherheiten, die er mit sich bringen würde, als Alternative zum Status Quo. Deindustrialisierung und Austeritätpolitik haben einen schweren Tribut von Arbeiterschaftscommunities gefordert - einen, den die Mittelschicht oft nicht begreift. (...)

Seit der Abstimmung, ist das Interesse an dem, was in der "Unterschicht" geschieht, geschärft, zusammen mit einer stigmatisierenden und grausamen Rhetorik über Menschen aus der Arbeiterschaft, die entweder für den Brexit oder die gar nicht abgestimmt hatten. Sie wurden lächerlich gemacht als "Truthähne, die für Weihnachten stimmen" - als "dumm", "gehässig" oder "rassistisch".


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#516

RE: Brexit

in Politik 07.01.2019 12:31
von Leto_II. | 27.837 Beiträge

Zitat von Maga-neu im Beitrag #514
Zitat von Leto_II. im Beitrag #513
Zitat von Maga-neu im Beitrag #512
Zitat von Leto_II. im Beitrag #510
Zitat von Maga-neu im Beitrag #508
Zitat von Leto_II. im Beitrag #506
Zitat von Maga-neu im Beitrag #504
Zitat von Leto_II. im Beitrag #503
Zitat von Maga-neu im Beitrag #502
Der Unterschied zwischen Irland und UK ist, dass Irland eine Auswanderernation ist, UK inzwischen eine Einwanderernation. In Irland gibt es keine mehrheitlich pakistanisch bewohnten Städte etc. Der konservative Politiker Enoch Powell warnte bereits in den 1960er Jahren vor "rivers of blood".Seitdem sind vor allem unter New Labour die Schleusen kräftig geöffnet worden.

Nun kommen die Pakistaner aber noch über die EU sondern über den Commonwealth, welchen die Brexiter ja beleben wollen. Die Fachkräfte aus der EU, die gerade vergrault werden, wie ma ersetzten müssen, GB wird also noch bunter.

Die Gegnerschaft der Brexiteers richtete sich sowohl gegen den polnischen Handwerker als auch gegen den pakistanischen Migranten mit seiner Großfamilie. Ich weiß noch, wie abfällig meine Gasteltern in Portsmouth über die Migration vor allem aus Westindien und Pakistan / Indien sprachen - Ende der 1980er Jahre. Ich selbst habe in England nie Probleme gehabt: Trotz meines italienischen Familiennamens bin ich nie als wop oder dago beschimpft worden.

Ohne polnischen Klempner und deutsche Arzt, wird das Leben besser und selber ausbilden kostet und dauert.
Was soll die Regierung daran hindern, für bestimmte Berufe ein Bleiberecht zu formulieren? Was soll sie daran hindern, in Nordirland auch bei einem "harten Brexit" eine weiche Grenze zu installieren? Bei der zweiten Frage könnte es nur die EU sein, die vielleicht Druck auf die Republik Irland ausübt, aber dann hätte man einen klaren Verantwortlichen, auch wenn sich unsere GEZ-gepämperten Medien nach Kräften bemühen werden, die pöhsen Briten als Schuldige darzustellen.


Ich habe auf Deinen Beitrag geantwortet, da ging es nicht um die Regierung. Wie es eine weiche Grenze zwischen Irland und Nordirland neben einer "weichen Grenze" zwischen Nordirland und Rest-GB geben kann, müsstest Du mir schon erklären. Wie soll das funktionieren. UKIP ist auf den Gebiet aber eine treibende Kraft, nicht unser ÖR.
Zwischen Nordirland und Großbritannien (Großbritannien ist die große Insel, deswegen auch United Kingdom of Great Britain AND Northern Ireland) gibt es keine Grenze. Warum soll ich das erklären? Man kann einfach auf bestimmte "procedures" verzichten, auch einseitig verzichten. Mal sehen, ob die Republik Irland dann eine harte Grenze implementiert.

Wenn ich mir die Berichterstattung in unserem ÖRR, egal ob zu Trump oder zum Brexit, ansehe, dann kann ich nur sagen: "Die Selbstzensur funktioniert." Aber interessant, dass du Journalisten, die unparteiisch berichten sollen, mit einer Partei gleichsetzt, die sich klare Ziele gesetzt hat und keineswegs zur Unparteilichkeit verpflichtet ist. :-)


Gut, dass Du auf meine Fragestellung nicht antwortest. Praktikabel muss es doch wohl sein. Das gilt übrigens für beide Seiten. Wegen des ÖRR habe ichDich um Erklärung gebeten. Du bietest aber nichts. UKIP macht da den Aufstand.

1. Ich habe gesagt, auch bei einem "harten Brexit" könnte man darauf verzichten, in Nordirland ein hartes Grenzregime zu errichten. Ist eine Frage des guten Willens, der natürlich auch beiderseitig existieren muss.
2. Wie eng ist der Meinungskorridor im ÖRR denn geworden? Leto, sogar Steinmeier (!!!) spricht von einem Meinungskorridor, der schon mal breiter war.
3. UKIP, dessen Entwicklung zugegebernmaßen bedenklich ist und in Richtung der "Bloody Nasty Party" (BNP, Zitat N. Farage) tendiert, droht mit einem Aufstand. Nicht die feine "englische" Art, aber wollte man Bürgern, deren Votum nicht ernst genommen wird, wirklich verdenken, dass sie massiv verärgert sind.


Nordirland wurde in England zum Brexit wohl über sehen.


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#517

RE: Brexit

in Politik 07.01.2019 13:02
von Corto (gelöscht)
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Vielleicht wäre das ein Ausweg aus dem britischen Dilemma:
Zurück zur konstitutionellen Monrachie!
https://www.welt.de/politik/ausland/arti...-Monarchie.html


zuletzt bearbeitet 07.01.2019 13:03 | nach oben springen

#518

RE: Brexit

in Politik 07.01.2019 13:43
von Maga-neu | 35.189 Beiträge

Zitat von Corto im Beitrag #517
Vielleicht wäre das ein Ausweg aus dem britischen Dilemma:
Zurück zur konstitutionellen Monrachie!
https://www.welt.de/politik/ausland/arti...-Monarchie.html

Nun ist seit den Zeiten Sir Walter Bagehots ziemlich viel Wasser die Themse heruntergeflossen. Man vergisst, dass das britische Königshaus keineswegs so unumstritten war und sich mehrfach neu erfinden musste, um zu überleben. Allein in den letzten 400 Jahren "verlor" ein König seinen Kopf, wurde ein anderer von seiner Tochter und seinem Schwiegersohn gestürzt, war das Ansehen des Hauses Hannover auf dem Nullpunkt angelangt, als Victoria die Herrschaft übernahm (und zusammen mit ihrem PM B. Disraeli die "imperial monarchy" etablierte.) Jetzt versucht man sich mit Leuten wie Megan Markle zu retten, und übersieht, dass dieses Hollywood-Zeug mit den üblichen gestanzten Worten wie "tolerance", "respect", "openess" (auch von unserer Kanzlerin intoniert, natürlich auf Deutsch) eine sehr geringe Halbwertszeit hat. König Faruk von Ägypten meinte einmal, in fünfzig Jahren werde es nur noch fünf Könige geben, die vier aus dem Kartenspiel und den Herrscher Großbritanniens, aber ich habe große Zweifel, dass UK - vielleicht dann nur noch das Commonwealth of Great Britain (without Northern Ireland) - in 50 Jahren noch monarchisch regiert wird.


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#519

RE: Brexit

in Politik 08.01.2019 20:55
von Landegaard | 21.077 Beiträge

Zitat von Maga-neu im Beitrag #507
Zitat von Willie im Beitrag #505
Hier die Uebersetzung wie versprochen.
(Es wurde ein wenig spaeter, da mich meine Frau zwangsrekrutiert hatte -um bei einer Massenherstellung von Quiches zu helfen und den Weihanchtsbaum abzubauen.)


Irland liebt genau das, was Großbritannien über Europa hasst
Londons und Dublins mentale Geographien haben unterschiedliche Bewegungsbahnen eingeschlagen.

Obwohl Irland vom Brexit tief betroffen sein wird, sind wir doch von der Brexit-Debatte in außergewöhnlichem Maße unberührt geblieben. Die Hauptargumente und Ängste der Brexit-Befürworter sind uns im Wesentlichen fremd. Wir teilen nicht ihren Wunsch in eine sich eingebildete Vergangenheit zurückzukehren. Im Gegensatz zu Großbritannien sind wir zuversichtlich, dass wir in der Lage sind, unsere Interessen in der modernen, voneinander abhängigen Welt wahrzunehmen. Fremdenhass in Irland gibt es nicht annaehernd in dem Massstab, wie wir es kürzlich im Vereinigten Königreich erlebt haben. Wir teilen auch nicht die Insularitaetsvorstellungen der Brexit-Befürworter. Ganz bemerkenswert ist, dass es heute das Vereinigte Königreich und nicht Irland ist, das, nach den Worten im Lied, "Gott dafuer dankt, dass es von Wasser umgeben ist".

In Irland und Großbritannien nehmen wir die Realität zunehmend auf ganz unterschiedlichen Weisen wahr. Die Gründe, warum eine Mehrheit im Vereinigten Königreich für den Austritt aus der EU gestimmt hat, sind paradoxerweise genau die Gründe, warum eine überwältigende Mehrheit in Irland in der EU bleiben will. Selbiges stimmt auch für jedes der sechs Hauptargumente der Brexit-Befürworter.

Eine Anhaenglichkeit an Souveränität war der erste und wichtigste Grund für den Brexit. Wir in Irland verstehen die Souveränität im 21. Jahrhundert jedoch als etwas, das wir vernünftig handhaben müssen und nicht etwa als ein Stammesmerkmal, das vor dem Sonnenlicht geschützt werden muss, wie Gollum's Ring im Hobbit. Gollum's klagende Worte, wie er den Ring sucht, könnten fast jene von Jacob Rees-Mogg sein, der über die britische Souveränität spricht: "Wir wollen es. Wir brauchen es. Muss das kostbare haben. Sie haben es von uns gestohlen. Die sneaky kleinen Hobbitses. "

Zweitens wollen viele Brexit-Befürworter die EU verlassen, weil sie glauben, dass es Großbritannien in die Lage versetzen wird, "global funktionierend zu werden". Irland's Wunsch, so global wie möglich zu sein, ist im Gegensatz dazu genau einer der Gründe, warum wir uns weiterhin der EU verpflichtet sehen. Wir begreifen dass es keinen Widerspruch gibt zwischen der Entwicklung engster Beziehungen zu unserer natürlichen Nachbarschaft und deren Maerkten einerseits und der Entwicklung tieferer Verbindungen mit der weiteren Welt andererseits. In der Tat erkennen wir an, dass es die EU naemlich ist, die über die notwendige Verhandlungskraft verfügt, um die globale Reichweite fuer uns effektiv zu gestalten -wie sich nicht zuletzt auch in dem großen Handelsabkommen der EU mit Japan widerspiegelt.

"Kontrolle übernehmen"
Drittens stand der Brexit-Slogan von "die Kontrolle uebernehmen" im Mittelpunkt der "Leave"-Kampagne und dies hat seitdem in der britischen öffentlichen Debatte immer wieder und permanent nachgehallt. Der immense Erfolg dieser Politik ist in Westminster täglich anschaulich zu sehen. Lustigerweise entscheiden wir uns in Irland gemeinsam mit unseren anderen EU-Partnern für einen Verbleib in der EU gerade weil wir die Kontrolle über die Probleme haben wollen, die uns betreffen. Viele Themen, von der Bildung über die Gesundheit bis hin zur Polizeiarbeit, werden natürlich weiterhin weitgehend auf nationaler Ebene kontrolliert, da die EU ja nur die Befugnisse ausüben kann, die alle Mitgliedsstaaten ihr einstimmig übertragen haben. Aber in Irland verstehen wir, dass, wenn wir die Kontrolle über jene wichtigen Fragen maximieren wollen, die per definitionem nicht an den Grenzen enden –z.B. vom Handel über Energie bis hin zur internationalen Kriminalität– dann müssen diese auch auf einer grenzüberschreitenden Basis angegangen werden; und wir wissen, dass die EU nach wie vor der effektivste grenzüberschreitende Mechanismus der Welt ist.

Viertens sind viele Brexit-Befürworter von der Vorstellung getrieben, dass sie ihr Land an die erste Stelle setzen. Aber das tun natürlich auch wir. Die eigentliche Frage ist jedoch, ob nationale Interessen eng definiert und verfolgt werden sollen, als ob das Ziel darin bestuende, die "Herren unserer eigenen kleinen Welt" zu sein; oder ob, wie wir in Irland glauben, diese Interessen in dem Wissen, dass die reale Welt notwendigerweise eine der gegenseitigen Abhängigkeit, des Kompromisses und der gemeinsamen Interessen ist, weitlaeufig definiert und verfolgt werden sollten.

Willkommen für Ausländer
Fünftens: Das emotionalste Argument für einige, wenn auch nicht alle, Brexit-Befürworter ist, Ausländer draussen zu halten. In Irland unterstützen wir das Prinzip der Freizügigkeit der Menschen und begrüßen die "neuen Iren", die unsere Wirtschaft aufbauen helfen, unsere Kultur bereichern und uns stolz werden lassen, Europäer zu sein.

Und schussendlich waren viele Brexit-Wähler von der Vorstellung beeinflusst, dass Großbritannien "unabhängiger" werden wuerde. Manche gingen sogar so weit, den 23. Juni 2016 "Independence Day" zu nennen. Es erfordert eine betraechtliche Kurzsichtigkeit unserer britischen Freunde, wenn man mal an Finnland oder Litauen denkt, wenn sie glauben dass sie alleine die Unabhängigkeit wirklich schätzen wuerden. Und es wird zur vollen historische Amnesie, wenn ein Brite glaubt, er müsse, wie es Nigel Farage absurderweise getan hat, Irland an die Bedeutung von Unabhängigkeit erinnern. Unabhängigkeit ist für uns nicht etwas, das wir in einsamer Isolation feiern können; vielmehr erlaubt es uns, um mit Robert Emmet's Aussage zu sprechen, "unseren Platz unter den Völkern der Erde einnehmen zu koennen".

Es ist recht klar geworden, dass viele Iren und Briten heute ganz unterschiedliche Weltverständnisse haben. Die traurige Realität ist, dass unsere mentale Geographie zunehmend unterschiedlicher wird und dass wir uns jetzt auf verschiedene Bewegungsbahnen befinden. Die erwachsene Reaktion Irland's auf den Brexit könnte sich somit als die bisher wichtigste Behauptung unserer psychologischen Unabhängigkeit erweisen.

Bobby McDonagh ist ehemaliger Irischer Botschafter fuer die EU, Grossbritannien und Italien.
Der Unterschied ist auch, dass UK Nettozahler ist, der zweitgrößte nach Deutschland in absoluten Zahlen, während Irland - pro Kopf wohlhabender als UK - Nettoempfänger ist. Die Politik war ziemlich clever, da mit europäischen Geldern die Steuern für die ausländischen Konzerne gesenkt wurden. (Solidarisch kann man das nicht unbedingt nennen, also sollten die Iren lieber darauf verzichten, sich als Musterschüler zu präsentieren...)

Und mal sehen, wie die Iren zu den Plänen ihrer Regierung stehen, eine Million Fremdarbeiter zu importieren. Auf Deutschland bezogen wären das 20 Millionen (!!!).
http://theliberal.ie/despicable-its-been...t-ireland-2040/



Es kann ja durchaus sein, dass die Befürwortung oder Ablehung einer EU-Mitgliedschaft tatsächlich lediglich an der Frage hängt, ob man Nettozahler oder -empfänger ist. Wenn das so ist, halte ich das für völlig legitim. Wer nur diesen Maßstab hat, sieht keinen anderen und wertet verständlicherweise nur damit.

Das ist ziemlich flach und weil Du das mal eben mit einem ganz anderen -und wie ich finde- wesentlich bedeutsameren Aspekt verbindest, würde ich die beiden Punkte gerne trennen.

Ich habe nie ganz verstanden, warum die EU als gemeinsamer Wirtschaftsraum, der gemeinsame Interessen wahren will, untereinander diesen unsäglichen Wettbewerb verschreibt, welches Land mit den niedrigsten Steueraussichten am tiefsten in die Ärsche globaler Konzerne kriecht. Ich halte das für ein wichtiges Beispiel, was so grundsätzlich schief läuft bei der EU, um es nicht mit der Frage nach Nettozahlern verbinden zu wollen.

Ja, die Grundidee dabei ist, dass EU-Länder mit schwächerem Standortcharme ein Kompensationsmittel brauchen. Gäbe es da nicht verschiedene Steuermodelle, wieviele von 10 Großkonzernen würden bei der Wahl einer Niederlassung zwischen London und Dublin Dublin wählen?

Da aber mittlerweile klar ist, dass dieses Modell nicht den gewünschten Zweck erfüllt, sondern den Konzernen beinhahe zur Steuervermeidung dient, muss die EU sich fragen lassen, warum sie daran nicht längst etwas verändert hat.



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#520

RE: Brexit

in Politik 08.01.2019 23:45
von Willie (gelöscht)
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$1 trillion is leaving Britain because of Brexit
Brexit hasn't happened yet but it's already shrinking the United Kingdom's financial services industry.

Banks and other financial companies have shifted at least £800 billion ($1 trillion) worth of assets out of the country and into the European Union because of Brexit, EY said in a report published Monday.
Many banks have set up new offices elsewhere in the European Union to safeguard their regional operations after Brexit, which means they also have to move substantial assets there to satisfy EU regulators. Other firms are moving assets to protect clients against market volatility and sudden changes in regulation.
The consultancy said the figure represented roughly 10% of the total assets of the UK banking sector, and was a "conservative estimate" because some banks have not yet revealed their contingency plans.
"Our numbers only reflect the moves that have been announced publicly," said Omar Ali, head of financial services at EY. "We know that behind the scenes firms are continuing to plan for a 'no deal' scenario."

Parliament is due to vote on the deal next week. If May ultimately fails to push the agreement through, the chances of the country crashing out of the European Union without a deal will soar.
The Bank of England said the fallout from that scenario would be worse than the 2008 financial crisis.
For financial institutions, a no-deal Brexit would be a nightmare. The country's agreements with EU regulators would cease to exist and banks would find themselves in a legal vacuum, meaning they would be unable to continue doing some of their business across the bloc.
While the European Union has said it will implement some steps to avoid a complete meltdown, it said its contingency plan is only a short-term solution aimed at protecting its own interests. ...

... The financial services industry employs 2.2 million people across the country, and contributes 12.5% of GDP. It generates £72 billion ($100 billion) in tax revenue each year, according to the City of London Corporation.
The UK economy has already suffered from Brexit. Inflation spiked and consumer confidence dropped, hurting the country's retail sector. Business investment has fallen dramatically, as companies put plans on hold because of the uncertainty. Major manufacturers, including Airbus, have warned they may have to quit the United Kingdom if there's a no-deal Brexit.
German engineering group Schaeffler is closing two plants in the United Kingdom because of the uncertainty.
The latest evidence of the pain came on Monday, when the UK Society of Motor Manufacturers and Traders said new car registrations in the country fell 6.8% in 2018. It was the second consecutive year of declines.
https://www.cnn.com/2019/01/07/investing...sets/index.html

Fuer den wackeren Brexiteer aber ist es das wohl alles wert. Es gilt anscheinend einen groesseren Preis zu gewinnen -was immer der auch sein mag.


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#521

RE: Brexit

in Politik 09.01.2019 07:45
von Corto (gelöscht)
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Independence?


zuletzt bearbeitet 09.01.2019 07:47 | nach oben springen

#522

RE: Brexit

in Politik 09.01.2019 11:32
von Maga-neu | 35.189 Beiträge

Die Europäische Union: Ein autoritärer Körper mit einem humanitären Gesicht

von Jiří Payne
8. Januar 2019

Englischer Originaltext: The European Union: An Authoritarian Body with a Humanitarian Face


Was der Vertrag von Lissabon tatsächlich geschaffen hatte, war ein autoritäres politisches System, das Menschenrechte und politische Rechte verletzt.

In Artikel 4 heißt es teilweise: "...Die Mitgliedstaaten erleichtern die Erfüllung der Aufgaben der Union und unterlassen alle Maßnahmen, die die Erreichung der Ziele der Union gefährden könnten." Mit anderen Worten, die Interessen der Union stehen über den Interessen der einzelnen Staaten und Bürger.

In einem demokratischen System mit einem gesunden Machtgleichgewicht kann eine regierende Koalition angefochten oder durch die Opposition ersetzt werden. Genau das fehlt in der EU, denn der Vertrag von Lissabon verlangt, dass die Mitglieder der Europäischen Kommission auf der Grundlage ihres "europäischen Engagements" ausgewählt werden. Das bedeutet effektiv, dass jeder, der eine abweichende Meinung hat, niemals Mitglied der Kommission werden darf. Wie die Geschichte immer wieder zeigt, geht dort, wo es keine Opposition gibt, die Freiheit verloren.

Der Vertrag von Lissabon sieht die Interessen der Europäischen Union als über den Interessen der einzelnen Staaten und Bürger stehend. Jean-Claude Juncker, Präsident der Europäischen Kommission, beschwerte sich 2016: "Zu viele Politiker hören ausschließlich auf ihre nationale Meinung. Und wenn Sie auf Ihre nationale Meinung hören, entwickeln Sie nicht das, was ein gesunder europäischer Menschenverstand sein sollte..." (Foto von Dan Kitwood/Getty Images)

Der Vertrag von Lissabon - als Ersatz für den Verfassungsvertrag von 2005 entworfen und 2007 von den Staats- und Regierungschefs der 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union unterzeichnet - beschreibt sich selbst als eine Vereinbarung zur "Reform der Funktionsweise der Europäischen Union... Humanitäre Hilfe wird als spezifische Zuständigkeit der Kommission ausgewiesen."

Was der Vertrag von Lissabon jedoch tatsächlich geschaffen hat, war ein autoritäres politisches System, das die Menschenrechte und die politischen Rechte verletzt.

Nehmen wir zum Beispiel das Mandat der Europäischen Kommission (EC). Gemäß Artikel 17 des Vertrags:

"Die Kommission fördert das allgemeine Interesse der Union... In der Ausübung ihrer Aufgaben ist die Kommission völlig unabhängig... die Mitglieder der Kommission dürfen keine Anweisungen von einer Regierung oder einem anderen Organ, einer Einrichtung, einer Körperschaft, einem Amt oder einer Einrichtung einholen oder entgegennehmen..."

Dann gibt es Artikel 4, in dem es teilweise heißt:

"...Die Mitgliedstaaten erleichtern die Erfüllung der Aufgaben der Union und unterlassen alle Maßnahmen, die die Erreichung der Ziele der Union gefährden könnten."

Mit anderen Worten, die Interessen der Union stehen über den Interessen der einzelnen Staaten und Bürger. Das ist keine reine Spekulation. Der Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker, erklärte 2016 offen:

"Zu viele Politiker hören ausschließlich auf ihre nationale Meinung. Und wenn Sie auf Ihre nationale Meinung hören, entwickeln Sie nicht das, was ein gesunder europäischer Menschenverstand und ein Gefühl der Notwendigkeit, Anstrengungen zu unternehmen, sein sollte. Wir haben zu viele Teilzeit-Europäer."

Im selben Jahr gab Emmanuel Macron - damals französischer Wirtschaftsminister - dem Time Magazine ein Interview, in dem er vor dem bevorstehenden Brexit-Referendum in Großbritannien warnte, indem er argumentierte:

"Man könnte ganz plötzlich eine Reihe von Ländern aufwachen sehen, die sagen: 'Ich will den gleichen Status wie die Briten', was de facto die Demontage des restlichen Europas sein wird. Wir sollten nicht die Situation wiederholen, dass ein Land in der Lage ist, den Rest Europas zu kapern, weil es ein Referendum organisiert."

Macrons Haltung spiegelt sich im Vertrag von Lissabon wider, der den Mitgliedstaaten Vorschriften auferlegt, um sicherzustellen, dass sie die von der Europäischen Kommission festgelegten Aufgaben erfüllen.

In diesem Zusammenhang ist hervorzuheben, dass das Wort "Verantwortung" von den 36 Mal, die das Wort "Verantwortung" im Vertrag vorkommt, sich nur einmal auf eine Verpflichtung der Kommission bezieht, nämlich dass sie "als Organ dem Europäischen Parlament gegenüber verantwortlich ist". Die anderen 35 Mal beziehen sich auf die Verpflichtungen der Mitgliedsstaaten.

In einem demokratischen System mit einem gesunden Machtgleichgewicht kann eine regierende Koalition angefochten oder durch die Opposition ersetzt werden. Genau das fehlt in der EU, denn der Vertrag von Lissabon verlangt, dass die Mitglieder der Europäischen Kommission auf der Grundlage ihres "europäischen Engagements" ausgewählt werden. Das bedeutet effektiv, dass jeder, der eine abweichende Meinung hat, niemals Mitglied der Kommission werden darf - etwas Unheimliches, das an den Kommunismus erinnert. So schreibt beispielsweise Artikel 4 der tschechoslowakischen Verfassung von 1960 vor:

"Die führende Kraft in der Gesellschaft und im Staat ist die Avantgarde der Arbeiterklasse, die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei, eine freiwillige Kampfunion der aktivsten und kenntnisreichsten Bürger aus den Reihen der Arbeiter, Bauern und Intelligenzija."

Artikel 11 der nordkoreanischen Verfassung enthält eine ähnliche Direktive:

"Die Demokratische Volksrepublik Korea wird alle Aktivitäten unter der Führung der Arbeiterpartei Koreas durchführen."

Wie die Geschichte immer wieder zeigt, geht dort, wo es keine Opposition gibt, die Freiheit verloren.

In seinem Buch Demokratie in Amerika von 1840 schrieb der renommierte französische Diplomat und Historiker Alexis de Tocqueville:

"....Wenn sich der Despotismus in den heutigen demokratischen Nationen etablieren würde, hätte er wahrscheinlich einen anderen Charakter. Er wäre umfangreicher und milder, und er würde Menschen erniedrigen, ohne sie zu quälen..."

"Der Souverän, nachdem er einzelne Individuen einen nach dem anderen in seine mächtigen Hände nimmt und sie nach seinem Geschmack knetet, strebt danach, die Gesellschaft als Ganzes zu umgreifen. Über sie verteilt er ein feines Netz von einheitlichen, winzigen und komplexen Regeln, durch die nicht einmal die originellsten Denker und die kräftigsten Seelen ihre Köpfe über die Menge erheben können. Er bricht nicht den Willen der Menschen, sondern weicht sie auf, beugt und führt sie. Er zwingt selten jemanden zum Handeln, lehnt aber konsequent das Handeln ab. Er zerstört die Dinge nicht, sondern verhindert, dass sie entstehen. Anstatt zu tyrannisieren, hemmt, unterdrückt, saugt, erstickt und blamiert er, und am Ende reduziert er jede Nation auf nichts als eine Herde schüchterner und fleißiger Tiere, mit der Regierung als ihrem Hirten..."

De Tocqueville hat diese Sätze vor fast zwei vollen Jahrhunderten verfasst, doch sie könnten leicht - und auf beängstigende Weise - auf das heutige Europa angewendet werden.

Dr. Jiří Payne ist ein tschechisches konservatives Mitglied des Europäischen Parlaments und der Gruppe Europa der Freiheit und der direkten Demokratie. Er ist ehemaliges Mitglied der Abgeordnetenkammer der Tschechischen Republik (1993-2002) und Mitbegründer und Mitvorsitzender der Freunde von Judäa und Samaria im Europäischen Parlament. Er ist Mitautor von Es kann auch anders laufen: Auf der Suche nach einer alternativen Regelung des Kontinents (2018) und Gestohlenes Europa (2015).

Der Artikel wird hier mit freundlicher Genehmigung des Autors wiedergegeben.


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#523

RE: Brexit

in Politik 09.01.2019 11:33
von Landegaard | 21.077 Beiträge

Zitat von Corto im Beitrag #521
Independence?


Ich bin inhaltlich in dieser Frage ja vollständig mit Willie einer Meinung.

Ich denke aber auch, dass der Brexit nichts ist, was rational zu erklären ist. Insofern halte ich es für denkbar, dass solche Wünsche wie "Independence" eine Rolle gespielt haben und das unabhängig davon, wie absurd die Vorstellung auch sein mag, dass ein Brexit den Briten Independence bringen könnte.

Keine Nation der Welt ist heute unabhängig, schon gar keine Nation mit der Wirtschafts-/bzw. globalen Handelsanteil der Briten.

Das ist reine Gefühligkeit. Und sollte die Annahme zutreffen, dass der Brexit der Wirtschaft schadet, sind wir schnell Weg von diesem Gedröhns, weil das Geld knapper wird.

Anders als bspw. Maga halte ich Volksabstimmungen zu einem Thema ja für wiederholbar. Vielleicht wirklich nicht jetzt, vor dem Brexit. Warum nicht in 5 Jahren mit entsprechend langer Erfahrung der Briten mit ihrem Brexit? Warum sollten die Briten anschließend nicht wieder in die EU kommen?

Ich kann im übrigen mit allen Optionen gut leben. Wenn die Briten auch massive wirtschaftliche Verluste in Kauf nehmen und weiterhin den Brexit für die bessere Wahl halten, wird sich der Brexit als positiv erweisen. Weil sich eine EU inkl Briten nicht erzwingen lässt.
Und wenn dann doch die EU als das bessere Modell bewertet wird, noch besser. Mir sind bewusst in der EU agierende Briten viel lieber als solche, die ständig den Verdacht hegen, die fiesen Kontinentaleuropäer nähmen sie aus.



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#524

RE: Brexit

in Politik 09.01.2019 11:54
von Maga-neu | 35.189 Beiträge

Zitat von Landegaard im Beitrag #523
Zitat von Corto im Beitrag #521
Independence?


Ich bin inhaltlich in dieser Frage ja vollständig mit Willie einer Meinung.

Ich denke aber auch, dass der Brexit nichts ist, was rational zu erklären ist. Insofern halte ich es für denkbar, dass solche Wünsche wie "Independence" eine Rolle gespielt haben und das unabhängig davon, wie absurd die Vorstellung auch sein mag, dass ein Brexit den Briten Independence bringen könnte.

Keine Nation der Welt ist heute unabhängig, schon gar keine Nation mit der Wirtschafts-/bzw. globalen Handelsanteil der Briten.

Das ist reine Gefühligkeit. Und sollte die Annahme zutreffen, dass der Brexit der Wirtschaft schadet, sind wir schnell Weg von diesem Gedröhns, weil das Geld knapper wird.

Anders als bspw. Maga halte ich Volksabstimmungen zu einem Thema ja für wiederholbar. Vielleicht wirklich nicht jetzt, vor dem Brexit. Warum nicht in 5 Jahren mit entsprechend langer Erfahrung der Briten mit ihrem Brexit? Warum sollten die Briten anschließend nicht wieder in die EU kommen?

Ich kann im übrigen mit allen Optionen gut leben. Wenn die Briten auch massive wirtschaftliche Verluste in Kauf nehmen und weiterhin den Brexit für die bessere Wahl halten, wird sich der Brexit als positiv erweisen. Weil sich eine EU inkl Briten nicht erzwingen lässt.
Und wenn dann doch die EU als das bessere Modell bewertet wird, noch besser. Mir sind bewusst in der EU agierende Briten viel lieber als solche, die ständig den Verdacht hegen, die fiesen Kontinentaleuropäer nähmen sie aus.
Landi,
warum bin ich gegen ein erneutes Referendum? Aus zwei Gründen: 1. Wie Geld durch Vermehrung der Geldmenge entwertet wird, können auch Referenden durch einen inflationären Gebrauch entwertet werden.
2. Die konkreten Erfahrungen mit Referenden in
Frankreich
https://de.wikipedia.org/wiki/Referendum...chen_Verfassung
Irland
https://www.faz.net/aktuell/politik/ausl...es-1870450.html
den Niederlanden
https://de.wikipedia.org/wiki/Referendum...chen_Verfassung
https://de.wikipedia.org/wiki/Referendum...und_der_Ukraine

In allen Fällen wurde entweder der Wählerwille missachtet oder so lange abgestimmt, bis das Ergebnis "stimmte".

Der Grund für die Ablehnung - und ich habe mit einigen Briten darüber gesprochen -, war nicht, dass man sich in London "ausgenommen" fühlte, sondern dass man den Eindruck hatte, nicht mehr souverän handeln zu können. Gerade im Hinblick auf die Migrationsströme war dieses Gefühl übermächtig. Für die Deutschen mit ihren Neigungen zu Reichsbildungen, mit ihren fehlgeschlagenen Versuchen, in einem Nationalstaat zu leben, mit ihrem gestörten Verhältnis zur eigenen Geschichte, mit ihrem "Sündenstolz" und dem Glauben, als erstes europäisches Volk den Nationalstaat überwinden zu können, sind die englischen Gefühle für eben jenen Nationalstaat nicht nachvollziehbar. Man muss nur ein normales britisches Museum - überall finden sich Flaggen und Uniformen der Soldaten von der Zeit der Tudors bis in die Gegenwart - oder manche Kirchen besucht haben, um einen Eindruck von einem Land zu bekommen, das auf seine Souveränität pocht, das diese in Westminster und nicht in Brüssel verankert sehen will und das eine schlechte Regierung zum Teufel schicken möchte.



zuletzt bearbeitet 09.01.2019 11:54 | nach oben springen

#525

RE: Brexit

in Politik 09.01.2019 13:32
von Corto (gelöscht)
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Kurz gedagt: Independence! (politische, die jenseits von Staatenbünden wie der EU selbstverständlich exisiert und die Landi mit ökonomischer verwechselt)


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